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Konzentrationslager Mauthausen-Gusen 1938–1945 |
gische Gegner wurden die Spanier von der SS in der Häftlingshierarchie auf die unterste
Stufe gestellt und im Konzentrationslager Gusen systematisch vernichtet. Bis Ende 1942
wurden an die 4500 Spanier in Gusen, Hartheim und Mauthausen zu Tode gebracht.66
Juden im KZ Mauthausen/Gusen 1940–42
Während in Gusen Polen und Spanier massenhaft ermordet wurden, entfachte die SS im
Stammlager Mauthausen eine Welle des Terrors vor allem gegen diejenigen Häftlinge,
die als «Juden» nach Mauthausen eingeliefert wurden.67 Der erste Todesfall eines jüdi-
schen Häftlings wurde im Totenbuch des SS-Standortarztes Mauthausen am 10. März
1940 verzeichnet. Der gebĂĽrtige Wiener Paul Wallis war mit dem Transport vom Sep-
tember 1939 aus dem KZ Dachau nach Mauthausen gelangt.68 Das beinahe sechsmona-
tige Überleben der KZ-Haft in Mauthausen sollte aber für einen Häftling dieser Katego-
rie eine absolute Ausnahme bleiben. Beginnend mit Juni 1940 wurden vermehrt Juden
nach Mauthausen und Gusen deportiert.69 Dabei handelte es sich zunächst um Juden
aus Polen und aus dem Deutschen Reich. Die polnischen Juden, die mehrheitlich in Gu-
sen ermordet wurden, waren zumeist Angehörige der dortigen «Intelligenz» ; jene aus
dem Deutschen Reich, die in der Mehrzahl in Mauthausen ermordet wurden, waren auf
der Grundlage der NĂĽrnberger Gesetze Verfolgte, die darĂĽber hinaus wegen politischer
Aktivitäten in das Konzentrationslager Mauthausen verbracht wurden.70
mejo/Sandra Checa : Libro Memorial. Españoles deportados a los campos nazis (1940–1945), Madrid
2006, S. 18 ff. Eine Chronik der Einlieferung der republikanischen Spanier nach den Angaben von Cli-
ment Sarrion ist publiziert in : José Borrás : Histoire de Mauthausen. Les cinq années de déportation des
républicains espagnols, Choisy-en-Brie 1989, S. 130 u. 363. Vgl. auch Martina Schröck : Vom Spanischen
BĂĽrgerkrieg ins Konzentrationslager. Die republikanischen Spanier im KZ Mauthausen, Diplomarb.
Univ. Passau 1996 und den Beitrag von Mercedes Vilanova in Band 2.
66 Metadatenbank, AMM.
67 Dabei handelte es sich um eine ĂĽberaus heterogene Gruppe von Menschen, die auf der Grundlage der
Nürnberger Gesetze verfolgt wurden, wie Sofsky schreibt : «Sie hatten als Merkmal nur gemeinsam, von
der SS als Juden gebrandmarkt worden zu sein. Unter ihnen fanden sich Anhänger der politischen Lin-
ken und der Rechten, Gläubige und Atheisten, Kaufleute und Arbeiter, Kriminelle und unbescholtene
Staatsbürger, Belgier, Griechen, Polen, Russen und Italiener. Sie verband weder eine gemeinsame religiöse
Praxis oder politische Überzeugung noch entstammten sie gleichen sozialen und nationalen Verhältnis-
sen» (Wolfgang Sofsky : Die Ordnung des Terrors. Das Konzentrationslager, Frankfurt a. M. 31999 [1993],
S. 145).
68 Paul Wallis war als «Jude § 175» kategorisiert. Vgl. Rainer Hoffschildt : Paul Wallis, in : Gedenkbuch
Mauthausen, Bd. 1, S. 419 ; Totenbuch des SS-Standortarztes Mauthausen, 7Â Bde., NARA, RGÂ 238, IMT
Prosecution Exhibit, Box 14–15, USA 251 (Kopie in AMM, Y/46) ; Zugangsliste vom KZ Dachau vom
28. September 1939, IPN, KL Mauthausen 3, S. 4–30.
69 Metadatenbank, AMM.
70 Benjamin Eckstein : Jews in the Mauthausen Concentration Camp, in : Yisrael Gutman/Avital Saf (Hg.),
The Nazi Concentration Camps : Structure and Aims, the Image of the Prisoner, the Jews in the Camps.
Proceedings of the Fourth Yad Vashem International Historical Conference, Jerusalem, January 1980,
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen