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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
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232 | Christian Dürr und Ralf Lechner «Aktion 14 f 13» Im Frühjahr 1941 initiierten Himmler und Viktor Brack, der Stellvertreter des Lei- ters der «Kanzlei des Führers», Philipp Bouhler, den Massenmord an arbeitsunfähigen KZ-Häftlingen. Sie kamen überein, die Tötungsanstalten der «T4»-Aktion, in denen seit Jahresbeginn 1940 Menschen mit Behinderung durch Giftgas systematisch er- mordet wurden, auch für die Ermordung von kranken und nicht mehr arbeitsfähi- gen KZ-Häftlingen zu nutzen. Die Kranken und Abgearbeiteten wurden angesichts einer immer größer werdenden Zahl von KZ-Insassen zunehmend als Last empfun- den. Ab dem 3.  April 1941 bereiste eine Kommission von Ärzten der Organisation «T4» die Konzentrationslager der IKL, um dort jene KZ-Häftlinge zu selektieren, die der «Sonderbehandlung 14  f  13»  – so das Aktenzeichen der IKL für die Mordaktion an den Häftlingen  – zugeführt werden sollten.92 Nach Sachsenhausen, Auschwitz und Buchenwald sonderte die «T4»-Ärztekommission im August auch in Mauthausen und Gusen bereits von den lokalen SS-Lagerärzten vorausgewählte Häftlinge aus, die in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim zu ermorden seien. Zunächst bestimmte primär das Kriterium der Arbeitsfähigkeit die Auswahl der zu ermordenden Häftlinge, die als unheilbar krank, geistig behindert oder als soziale Belastung eingestuft wurden. Zunehmend wurde aber auch nach politischen und rassistischen Kriterien selektiert : Als «Nationalpolen», «Deutschenhasser», «Rotspanienkämpfer» oder «Kommunisten» titulierte sowie jüdische Häftlinge wurden in immer größerer Zahl für die «Sonderbe- handlung» im Schloss Hartheim ausgewählt.93 In der ersten Phase der «Aktion 14  f  13» bis zu deren vorübergehender Einstellung im Frühjahr 1943 wurden mindestens 1613 Personen aus Gusen und Mauthausen im Schloss Hartheim ermordet.94 Tötungsexperimente Als die Ärztekommission der «T4» 1941 «stark in Anspruch genommen» war, über- nahm die lokale Lager-SS zunehmend die Selektion der zu ermordenden Häftlinge.95 Parallel dazu entwickelten SS-Angehörige ab Spätsommer 1941 im gesamten Lagersys- tem verschiedene Methoden zur eigenhändigen Tötung von Häftlingen. Dieser Prozess wurde wohl auch durch grassierende epidemische Krankheiten, wegen derer die Ärzte- 92 Orth, System, S. 114 ff. 93 Florian Schwanninger : «Wenn du nicht arbeiten kannst, schicken wir dich zum Vergasen». Die «Sonder- behandlung 14  f  13» im Schloss Hartheim 1941–1944, in : Brigitte Kepplinger et  al. (Hg.), Tötungsanstalt Hartheim, Linz 2008, S. 155–208, hier 163–169. 94 Choumoff, Nationalsozialistische Massentötungen, S. 56–64. Die Mehrzahl der Hartheim-Opfer der ers- ten Phase stammte demzufolge mit 1132 aus dem KZ Gusen, 481 waren aus dem KZ Mauthausen selek- tiert worden. 95 Orth, System, S. 132. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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