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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
Seite - 238 -
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238 | Christian Dürr und Ralf Lechner ken Häftlingen in der neu errichteten Gaskammer, an deren Entwicklung ebenfalls Slupetzky beteiligt war, durchgeführt.119 Erstmals wurde die Gaskammer in der Nacht vom 9.  auf den 10.  Mai 1942 zur Tötung einer größeren Zahl von KZ-Häftlingen ge- nutzt, als dort 231 auf Befehl von Sipo und SD zur Exekution nach Mauthausen einge- wiesene sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden.120 Der Aussage des Lagerkommandanten Franz Ziereis im Mai 1945 zufolge war der Inspekteur der Konzentrationslager, Richard Glücks, für die Errichtung der Gaskam- mer verantwortlich gewesen, da nach dessen Ansicht die Tötung mit Giftgas «huma- ner» wäre als durch Erschießung  – aus Perspektive der Angehörigen der Exekutions- kommandos war diese Mordmethode psychisch sicher weniger belastend.121 Zunächst wurde die in der Anwendung sehr zeitaufwändige Gaskammer in der Regel nur für offiziell angeordnete Exekutionen verwendet. In ihr wurde eine gesicherte Mindest- zahl von 3455 Menschen mit Hilfe von Zyklon  B erstickt ;122 möglicherweise waren es insgesamt 7500.123 Der Gaswagen Neben den bisher angewandten Methoden zur individuellen und seriellen Ermordung von KZ-Häftlingen ging die Mauthausener SS im Laufe des Jahres 1942 dazu über, sich mit dem Gaswagen eines weiteren Instruments für Massentötungen zu bedienen, das ebenfalls zuvor in Sachsenhausen genutzt worden war. Anfang 1942  – als der Bau der Gaskammer bereits im Gang war  – forderte der SS-Standortarzt Eduard Krebs- bach124 beim RSHA in Berlin einen Gaswagen an. Die Bestellung des Gaswagens stand den Aussagen des Häftlingsschreibers beim SS-Standortarzt, Ernst Martin, zufolge in Zusammenhang mit der geplanten Ermordung von Häftlingen, die sich ansteckende 119 Perz/Freund, Tötungen durch Giftgas, S. 251–254. 120 Ebd., S. 254. 121 Ebd., S. 249. Die Aussage von Franz Ziereis stammt aus dem Protokoll von dessen Verhör in Gusen in der Nacht vom 22.  auf den 23.  Mai 1945 (AMM, P/18/02). Ziereis war zuvor auf der Flucht angeschos- sen worden und starb am 25.  Mai an den Schussverletzungen. 122 Choumoff, Nationalsozialistische Massentötungen, S. 122. 123 Den Aussagen von SS-Oberscharführer Josef Niedermayer  – der neben dem Block 20 auch für das Lagergefängnis und somit für die Übergabe der zu Ermordenden an die Gaskammer zuständig war  – zufolge, wurden insgesamt 7500 Personen (4000 Kriegsgefangene und zur Exekution Eingelieferte so- wie 3500 Kranke im Frühjahr 1945) in der Gaskammer ermordet. Siehe Stefan Hördler : Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr, Göttingen 2015, S. 442 f. 124 SS-Sturmbannführer Dr.  Eduard Krebsbach war von Juni 1941 bis Herbst 1943 SS-Standortarzt in Mauthausen. Krebsbach ermordete eigenhändig zahlreiche Häftlinge durch Giftinjektionen, noch mehr wurden infolge seiner Anordnungen durch Giftspritzen getötet. Im Lager war er deshalb als «Spritz- bach» berüchtigt. In einem amerikanischen Kriegsverbrecherprozess wurde er 1946 zum Tode verur- teilt und am 28.  Mai 1947 hingerichtet. Vgl. Gregor Holzinger : Eduard Krebsbach, in : ders. (Hg.), Die zweite Reihe, S. 109–114. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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