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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
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244 | Christian Dürr und Ralf Lechner Munition im KZ Mauthausen zu Jahresbeginn 1940 gescheitert waren, verhandelte die SS im Herbst 1941 mit den «Reichswerken Hermann Göring» (RWHG) in Linz über eine Kooperation bei der Installation eines Holzverarbeitungsbetriebes im ober- österreichischen Bachmanning. Die Zusammenarbeit von Reichswerken und SS schei- terte letztlich an der Frage der Projektleitung. Zudem war auch nicht geklärt, ob das Konzentrationslager Mauthausen die erforderliche Zahl an Häftlingen bereitstellen konnte.142 Hingegen kooperierte zu diesem Zeitpunkt ein Tochterunternehmen der Göring-Werke, die Steyr-Daimler-Puch AG (SDP), bereits erfolgreich mit der SS. Das Zustandekommen dieser Zusammenarbeit war nicht zuletzt auf das soziale Netzwerk des Generaldirektors Georg Meindl zurückzuführen, dem unter anderem Reichsmi- nister Hermann Göring, Gauleiter August Eigruber, der Höhere SS- und Polizeiführer Ernst Kaltenbrunner und andere hochrangige SS-Funktionäre angehörten.143 Unter Meindl erfuhr die SDP eine «gigantische Expansion» zum größten Rüstungskonzern der «Ostmark», wodurch der bestehende Bedarf an Arbeitskräften noch weiter ver- stärkt wurde.144 Auf «Anregung» des Lagerkommandanten Franz Ziereis griff Meindl auf die Arbeitskraft von KZ-Häftlingen zurück. Ab Frühjahr 1941 wurden täglich etwa 300  Häftlinge von Mauthausen nach Steyr transportiert, um dort an der Errichtung eines neuen Flugmotorenwerkes zu arbeiten. Ab 14.  März 1942 wurde in Steyr-Mü- nichholz schließlich ein Außenlager des KZ Mauthausen eingerichtet, dessen Häft- linge  – bis zu 2000  – bei Bauarbeiten und später auch in der Produktion eingesetzt wurden.145 Das Außenlager Steyr-Münichholz unterschied sich somit vollkommen von den bis dahin existierenden Kleinlagern in Bretstein und Vöcklabruck, in denen etwa 80 bzw. etwa 300  KZ-Häftlinge hauptsächlich beim Aufbau von Verkehrsinfrastruktur eingesetzt wurden.146 142 Zum Kooperationsversuch zwischen SS und Reichswerke vgl. Walter Naasner : Neue Machtzentren in der deutschen Kriegswirtschaft 1942–1945. Die Wirtschaftsorganisation der SS, das Amt des General- bevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition/ Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, Boppard 1994 (Schriften des Bundesarchivs, 45) ; Bertrand Perz : KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter der Reichswerke «Hermann Göring» in Linz, in : Oliver Rathkolb (Hg.), NS-Zwangsarbeit in der Industrie : Der Standort Linz der «Reichswerke Hermann Göring AG Berlin» 1938–1945. Bd. 1 : Zwangsarbeit  – Sklavenarbeit : Politik-, sozial- und wirtschaftshistorische Studien, Wien et  al. 2001, S. 449–590. 143 Perz, Arbeitseinsatz, S. 537 ff. 144 Florian Freund/Bertrand Perz : Fremdarbeiter und KZ-Häftlinge in der «Ostmark», in : Ulrich Herbert (Hg.), Europa und der «Reichseinsatz». Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Deutschland 1938–1945, Essen 1991, S. 317–350, hier 326. 145 Vgl. Perz, Arbeitseinsatz, S. 538 f.; ders.: Steyr-Münichholz. Ein Konzentrationslager der Steyr-Daim- ler-Puch A.G. Zur Genese der KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie, in : Jahrbuch Dokumentati- onsarchiv des österreichischen Widerstandes (1989), S. 51–61, hier 53 f. 146 Eine Typologisierung der Mauthausen-Außenlager findet sich bei Florian Freund : Mauthausen. Zu Strukturen von Haupt- und Außenlagern, in : Dachauer Hefte 15 (1999), S. 253–272. Zum System der Außenlager des KZ Mauthausen siehe auch die Beiträge von Florian Freund und Bertrand Perz in : Benz/Distel (Hg.), Ort des Terrors, Bd. 4, S. 293–470. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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