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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 36 -
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36 | Alexander von Plato laustes und Dreckiges». Zur Arbeit wurde sie nicht mehr eingesetzt, da bereits die Eva- kuierung von Auschwitz vorbereitet wurde.47 Am Morgen des 18. Jänner 1945 begann die Evakuierung des Frauenlagers Birkenau. Die Frauen wurden zunächst in das Stammlager Auschwitz gebracht, dort neu formiert und am Abend auf den Todesmarsch nach Westen getrieben. Regina Lamstein erzählt, dass jede Frau ein Brot bekam : «Stellen Sie sich vor, ein Brot !» Die Männer gingen vorne, die Frauen hinten, bewacht wurden sie von SS-Männern. Wer nicht konnte, wurde lie- gengelassen oder erschossen. Alle hatten Hunger und Durst, es gab nur Schnee. Ein- mal übernachteten sie in einem Schuppen, ansonsten auf freiem Feld. Dann wurden sie in offene Waggons verfrachtet. Sie berichtet, dass sich auf dieser Fahrt russische Frauen  – Mithäftlinge  – «ganz schrecklich benommen» und die jüdischen Frauen als «Judensau» beschimpft hätten. Überlebt hat sie diese Fahrt mit Hilfe ihrer Freundin Wanda und deren Mutter, die sie aus dem Gefängnis kannte : «Das war sehr wichtig, dass man Freunde hatte, in so einer Lage. […] Du weißt, du bist nicht allein, das ist schon leichter.» Schließlich kamen sie in Bergen-Belsen an. Zu dieser Zeit fühlte sie sich noch «flott und jung» ; außerdem war sie in ihrer Baracke mit vielen bekannten Mithäftlingen aus Płaszów zusammen : «Wir kannten uns und das war sehr gut.» In der Baracke herrsch- ten jedoch Stubenälteste und eine Barackenälteste, die gewalttätig waren und einen Teil der Brotrationen für sich behielten. Die deutschen Aufseherinnen schrien herum und benutzten Peitschen. In Bergen-Belsen bekamen die Häftlinge kaum mehr Essen und Regina Lamstein sah viele «Muselmanen», die vor den Baracken lagen und nicht mehr gehen konnten. Als die Stubenälteste sie in das gefürchtete «Scheißkommando», also zum Latrinenputzen einreihen wollte, wehrte sie sich und wurde geschlagen : «So tief bin ich nicht gesunken, wenn ich krepiere, soll ich krepiere, aber nicht so, im Klo.» Sie blieb erfolgreich und musste nicht in dieses «Himmelkommando»  – wieder ein «Wunder». Ein weiteres geschah, als Regina Lamstein ihre Holzschuhe verlor. Die Mut- ter ihrer Freundin Roma Rotstein, einer Schulkameradin, arbeitete in der Küche, nahm sie dorthin mit und gab ihr nicht nur eine heiße Suppe, sondern auch ein für sie damals überlebenswichtiges Paar Schuhe. Von Bergen-Belsen aus wurde Regina Lamstein im Februar 1945 in einem Viehwag- gon in das Flossenbürger Außenlager Venusberg, ein kleines Lager für ca. 900  Frauen, transportiert.48 Regina Lamstein arbeitete dort bei der Herstellung von Flugzeugteilen. 47 Nach Czech, Kalendarium, S. 966, wurden am 17. Jänner 178 weibliche Häftlinge und zwei Jungen in das Frauenlager Birkenau eingeliefert. Regina Lamstein hätte demnach nur eine Nacht in Auschwitz verbracht. 48 Zum Lager Venusberg vgl. Pascal Cziborra : KZ Venusberg. Der verschleppte Tod, Bielefeld 2008 (Die Außenlager des KZ Flossenbürg, 3) ; Ulrich Fritz : Venusberg, in : Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Bd. 4 : Flossenbürg  – Mauthausen  – Ravensbrück, München 2006, S. 263–267. Czi- borra datiert die Ankunft des Transports in Venusberg auf den 13. Februar, Fritz dagegen auf den 20. Fe- bruar. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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