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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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40 | Alexander von Plato als Gärtner.53 In diesem Beruf begann er auch zu arbeiten. Er schloss sich früh der kommunistischen Bewegung an. Bereits im Frühjahr 1933, «zwei Tage nach Pfings- ten», wurde er das erste Mal verhaftet und kam auf die berüchtigte Steinwache in der Nähe des Dortmunder Hauptbahnhofs, wo er geschlagen und gefoltert wurde. Nach der Untersuchungshaft wurde er ins Bochumer Jugendgefängnis verlegt, wo er bis zum Juni 1934 blieb. Während dieser Zeit musste er sechs Wochen in den staatlichen Strafgefangenenlagern im Emsland, unter anderem im Lager Börgermoor  – als soge- nannter «Moorsoldat»  –, arbeiten. Nach seiner Haftentlassung war er im Untergrund wieder politisch aktiv. Offensichtlich war er auch in Holland tätig, wo er 1940 interniert und ins Gefängnis Groningen überführt wurde. Zeitweise kam er in ein Lager auf der westfriesischen Wattenmeerinsel Vlieland, wo deutsche Kommunisten, die illegal nach Holland gekommen waren, nach der Besetzung des Landes festgehalten wurden. Die Kommunisten hätten die Wachen überwältigt, das Kommando übernommen, aber auf Parteibeschluss das Lager wieder in deutsche Hand übergeben. Am 7. Dezember 1940 wurde Heinz Junge in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, wo er bis zum Februar 1945 blieb und eine privilegierte Stellung in der Schreibstube des Lagers innehatte. Gegenüber der SS war er für die Außenkommandos verantwortlich. Auch in Sachsenhausen war er für die Partei aktiv, nämlich beim Aufbau eines illegalen Lagernetzes und einer Parteiorganisation mit 40 «kadermäßig erfassten Genossen». In der illegalen Lagerleitung der KPD war er für den «Nachrichtendienst» zuständig. Anfang Februar 1945 wurde er nach Mauthausen transportiert, wo er am 11. Februar ankam. Nach einer kurzen Zeit im Stammlager wurde er Ende März nach Amstetten und anschließend nach Ebensee überführt. Dort habe er einige Genossen aus Sachsen- hausen wiedergetroffen, die ihm das Leben retteten. Die Befreiung erlebte er am 6. Mai 1945 in Ebensee.54 Außer ihm wurden während des Nationalsozialismus aus der Familie noch zwei On- kel verhaftet und in Lager gebracht, der eine als Zeuge Jehovas, der andere vermutlich als Kommunist. Nach dem Krieg kehrte er in seine Heimatstadt Dortmund zurück, arbeitete wieder als Parteifunktionär in der KP und nach dem KPD-Verbot von 1956 als freier Publizist. Vermutlich noch 1945 hat er seine Frau kennengelernt, die acht Jahre jünger und selbst politisch aktiv war ; 1946 kam ihr Sohn zur Welt. Heinz Junge arbeitete in einer Entna- zifizierungskommission und wurde Mitglied des Sachsenhausen-Komitees. 1958 sagte er als Zeuge im Prozess gegen Gustav Sorge und Wilhelm Schubert, zwei Angehörige der Wachmannschaft des Lagers Sachsenhausen, aus. Er bezeichnet sich als einer der Initiatoren dieses Prozesses. 1962 wurde er selbst als Kommunist vor das Oberlandes- gericht Hamm gestellt und zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Diese Verur- 53 AMM, MSDP, OH/ZP1/220, Interview mit Heinz Junge, Interviewerin : Alice von Plato, Dortmund, 9. 7. 2002. 54 Individuelle Unterlagen Heinz Junge, Doc. No. 1516728, 1.1.26.3, ITS Digital Archive, Arolsen Archives. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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