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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 74 -
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74 | Melanie Dejnega Frage des Interviewers, ob er denn nicht überlegt habe, unterzutauchen oder zu flüch- ten, winkt der 91-Jährige ab : AL : «Und haben Sie da, ich möchte nur einmal ganz zum Anfang fragen, haben Sie nicht gedacht sozusagen, ich tauche unter, ich flüchte, ich gehe weg, oder so ?» JH : «Nein.» AL : «Das heißt, Sie haben damit rechnen müssen, dass Sie verhaftet werden, oder ?» JH : «Wo hätten wir denn da hin sollen ?» AL : «Sie haben quasi gewusst, Sie werden verhaftet ?» JH : «Ich habe ja keine Ausweichmöglichkeit gehabt. Also, freilich, das ist schon bewusst ge- wesen.» AL : «Haben Sie gewusst, was Sie erwartet ?» JH : «Ja, ja, man hat ja nicht genau gewusst, man hat, es ist so Verschiedenes gemunkelt wor- den, aber nein, man hat nichts Genaues gewusst, was da los ist.»41 Josef Hechenblaikner schildert seine Verhaftung nicht nur als Risiko, das er in Kauf genommen, sondern vor allem als etwas, wofür er sich bewusst entschieden hatte. He- chenblaikner kann so seine Verfolgung durch die Nationalsozialisten sowie die Haft im Konzentrationslager aktiv in seine Lebensgeschichte integrieren. Während Hermann Leins soziales Umfeld nach seiner Entlassung erforderte, dass er sein politisches En- gagement als «Jugendsünde» darstellte, und Leopold Redlinger seine Widerstandstä- tigkeit angesichts seiner Enttäuschung vom Kommunismus und der Ermordung seiner Familie als sinnentleert empfand, konnte Hechenblaikner hingegen seine Kriegsdienst- verweigerung jahrzehntelang positiv in sein Selbstbild, das sich bis zum Zeitpunkt des Interviews ungebrochen vor allem aus christlichen Idealen speiste, integrieren. Michael Horvath hatte zum Zeitpunkt seiner Verhaftung keine Ahnung, was auf ihn zukommen würde, und vor allem konnte er sich auch den Grund für seine Festnahme nicht erklären. Auch in dieser Erzählsequenz tritt der Topos, ja gearbeitet zu haben, erneut klar zutage : «Ich war bei meiner Mutter und in der Früh wollte ich auf die Baustelle gehen, da Pinka- felder Straße, zu Fuß hinüber. Und dann haben sie mich so eingefangen, die SS und dann ‹Hausnummer  15, Michael Horvath.› Weswegen ? Und sie haben mich nicht mehr zur Arbeit gelassen. Und dann bin gleich auf die Polizei gekommen und von der Polizei haben sie mich fort, im 39er Jahr, aber ich weiß nicht warum. Ich wollte auf meine Arbeit.»42 41 AMM, MSDP, OH/ZP1/363, Interview Hechenblaikner. 42 AMM, MSDP, OH/ZP1/710, Interview Horvath. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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