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Peter Hallama
Kommunisten, Juden und SS-Angehörige, Tschechen,
Deutsche und Ruthenen
Die vielfältigen Wege von «Tschechen» nach Mauthausen
Der Weg von Tschechien nach Mauthausen, ein Blick auf die Landkarte macht es
deutlich, ist nicht weit. Bloße 80 Kilometer trennen die südböhmische Stadt Budweis
(České Budějovice) von Mauthausen, ungefähr 250 Kilometer sind es sowohl von
Brünn als auch von Prag aus. Dennoch, eine beträchtliche Anzahl der tschechischen
Mauthausen-Häftlinge kam erst über Umwege in dieses Konzentrationslager, das für
viele den Tod, für andere das Ende ihres Weges durch die nationalsozialistischen Ge-
fängnisse und Lager bedeutete.
Die quantitativen Angaben zu tschechischen Häftlingen im Konzentrationslager
Mauthausen bewegen sich zwischen 5000 und 8000.1 Doch wer sind diese «tschechi-
schen» bzw. «tschechoslowakischen»2 Gefangenen ? Diese «Tschechen» stammten
1 Hans Maršálek spricht von etwa 5000 tschechischen und 800 slowakischen männlichen Häftlingen ; Hans
Maršálek : Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation, Wien 42006 [1974],
S. 237. Michel Fabréguet zählt unter den registrierten männlichen Häftlingen ca. 4000 Tschechen und 600
Slowaken sowie 1100 tschechoslowakische Juden. Michel Fabréguet : Mauthausen. Camp de concentra-
tion national-socialiste en Autriche rattachée (1938–1945), Paris 1999 (Bibliothèque d’histoire moderne
et contemporaine, 1), S. 130 u. 132. Laut dem Online-Nachschlagewerk Ghetto-Theresienstadt haben
5200 Tschechen das Lager passiert, URL : http://www.ghetto-theresienstadt.de/pages/m/mauthausen.
htm (28. 9. 2020). In tschechischen Publikationen wird oft die angeblich auf der Basis der Zugangsbücher
erfassbare Zahl von 7320 Tschechen und Slowaken zitiert, wobei die tatsächliche Zahl auf ca. 8000 tsche-
choslowakische Häftlinge geschätzt wird. Siehe etwa Ústav dějin Komunistické strany Československa
[Institut für Geschichte der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei] (Hg.) : Příruční slovník k
dějinám KSČ [Handwörterbuch zur Geschichte der KSČ], Bd. 1 : A–O, Praha 1964, S. 466 ; Václav Ber-
dych : Mauthausen. K historii odboje vězňů v koncentračním táboře Mauthausen [Mauthausen. Zur Ge-
schichte des Häftlingswiderstands im Konzentrationslager Mauthausen], Praha 1959 (Dokumenty, 73),
S. 114 f.; Vlastislav Kroupa : Koncentrační tábory Třetí říše. Dachau – Mauthausen [Konzentrationslager
des Dritten Reichs. Dachau – Mauthausen], Praha 1986, S. 44 ; Miloslav Moulis : Slované v nacistických
koncentračních táborech [Die Slawen in den nazistischen Konzentrationslagern], in : Slovanský přehled
78.1 (1992), S. 32–40, hier 34 ; Karel Nosek : Krvavé kaskády [Blutige Kaskaden], Praha 1978 (Edice pa-
měti, 58), o. S., Fn. 14. An anderer Stelle ist sogar von 8482 tschechoslowakischen Häftlingen die Rede ;
Milan Kuna : Hudba na hranici života. O činnosti a utrpení hudebníků z českých zemí v nacistických kon-
centračních táborech a věznicích [Musik an der Grenze des Lebens. Über die Tätigkeit und das Leiden
von Musikern aus den böhmischen Ländern in den nazistischen Konzentrationslagern und Gefängnis-
sen], Praha 1990 (Dokumenty, 220), S. 75.
2 Während der Existenz der Tschechoslowakei wurden, der Idee der «tschechoslowakischen Nation» ent-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen