Seite - 87 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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87Kommunisten,
Juden und SS-Angehörige, Tschechen, Deutsche und Ruthenen |
wurde gegen Regimegegner und Widerstandskämpfer vorgegangen, zahlreiche Verhaf-
tungen folgten. Die Massendeportationen von Tschechen aus dem Protektorat nach
Mauthausen nahmen ihren Anfang : 14 Transporte treffen zwischen September 1941
und Februar 1942 im KZ Mauthausen ein.21
Nach einer nur kurzen Atempause löste dann das erfolgreiche Attentat auf Reinhard
Heydrich Ende Mai 1942 weitreichende und brutale Vergeltungsmaßnahmen von Sei-
ten der Nationalsozialisten aus, von denen die bekannteste wohl die vollständige Ver-
nichtung des Ortes Lidice westlich von Prag ist. Im Zuge der Repressionen im Sommer
und Herbst 1942, die oft als «Heydrichiade» bezeichnet werden, erfolgten neuerlich
Masseneinweisungen ins KZ Mauthausen, darunter befand sich auch der erste größere
Transport von Frauen in das Lager : Im Oktober 1942 erreichten 130
Tschechinnen das
KZ Mauthausen, die kurz nach der Ankunft in der Gaskammer und durch Erschießen
ermordet wurden.22
Die dritte und letzte Welle von Deportationen tschechischer Gefangener nach Maut-
hausen fand schließlich im Frühjahr 1945 statt, als im Zuge der Evakuierungstrans-
porte und Todesmärsche unzählige (und ungezählte) überwiegend jüdische Tsche-
chinnen und Tschechen ins völlig überfüllte Konzentrationslager Mauthausen oder
eines seiner Außenlager überstellt wurden. Dem Kriegsende zwar sehr nahe, wurden
die Häftlinge aus Auschwitz, Freiberg, Brünn oder anderen Lagern und Gefängnissen
unter oft bereits chaotischen Umständen, zu Fuß, in offenen oder geschlossenen Zügen,
ein weiteres Mal äußersten Strapazen und Torturen ausgesetzt, denen viele zum Opfer
fielen.
Die Anfänge
Einer der ersten «tschechischen» Häftlinge in Mauthausen, dessen Weg zurückzuver-
folgen ist, war Josef Schöps, ein 1909 in Mastig (Mostek) geborener Sudetendeutscher,
der Ende 1943 Lagerältester im Mauthausener Stammlager wurde. Er stammte aus ei-
ner Arbeiterfamilie und fand, wie seine elf Geschwister, in der Mastiger Spinnerei und
Weberei Beschäftigung. Den zweijährigen tschechoslowakischen Militärdienst been-
dete er Anfang der 1930er Jahre als Korporal. Seine politische Betätigung in der So-
zialdemokratie und sein Engagement in dieser nahestehenden Vereinen begründeten
seine Verhaftung unmittelbar nach der Besetzung der Sudetengebiete im Oktober 1938.
Er wurde zunächst nach Hohenelbe (Vrchlabí) gebracht und verhört. Nach weiteren
21 Maršálek, Geschichte, S. 141 f. Von nur zwölf Transporten spricht Miroslav Kárný : Reinhard Heydrich
als Stellvertretender Reichsprotektor in Prag, in : ders. et al. (Hg.), Deutsche Politik im «Protektorat Böh-
men und Mähren» unter Reinhard Heydrich 1941–1942. Eine Dokumentation, Berlin 1997 (Nationalso-
zialistische Besatzungspolitik in Europa 1939–1945, 2), S. 9–75, hier 40.
22 Maršálek, Geschichte, S. 167.
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen