Seite - 88 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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88 | Peter Hallama
Gefängnisaufenthalten wurde er im Frühjahr 1939 über München ins Konzentrations-
lager Dachau ĂĽberstellt, wo er sieben Wochen in einer Strafkompanie verbrachte. Nach
Mauthausen kam er schlieĂźlich im Mai 1939 mit einem Transport von ĂĽber tausend
politischen Häftlingen.23
Der Tscheche Karel Kašák machte einen Monat später den umgekehrten Weg : Er
war einer jener mehr als hundert Tschechen, die aus Kladno, einer Stadt unweit von
Prag, nach Mauthausen deportiert wurden, um drei Tage später nach Dachau über-
stellt zu werden. Kašák war Journalist gewesen und hatte mit seiner Frau und seinen
zwei Kindern in Kladno gelebt. Er war 32Â Jahre alt, als er am 9. Juni 1939 im Rahmen
von VergeltungsmaĂźnahmen wegen des Mordes an einem deutschen Polizisten ver-
haftet wurde.24 Gemeinsam mit den anderen über hundert Vertretern des öffentlichen
Lebens in Kladno wurde er nach Brünn in das Gefängnis in der Festung Spielberg
(Špilberk) gebracht, von wo er dicht gedrängt und drei Tage lang in Lastwagen weiter
nach Mauthausen deportiert wurde, das fĂĽr ihn jedoch bloĂź eine Umsteigestation be-
deutete : Nach drei Tagen Aufenthalt in Mauthausen wurde der gesamte Transport am
16. Juni 1939 ins KZ Dachau ĂĽberstellt. Seine Ankunft in Mauthausen beschreibt Karel
Kašák folgendermaßen :
«Drei schreckliche Tage von Schlägen, Folter, Regen und abscheulicher Arbeit beim Erdaus-
hub. Ekelhaft stinkendes Essen. Gleich nach der nächtlichen Ankunft in Mauthausen muss-
ten wir alle auf den Boden in den Dreck fallen und auf diesem so aus menschlichen Körpern
gebildeten Gehweg liefen die SS-Männer in hohen Stiefeln wie von Sinnen.»25
23 Über Josef Schöps’ Lebensgeschichte finden sich nur wenige Quellen. Siehe vor allem die (anonymi-
sierten) Angaben im Urteil des Landgerichts Kempten vom Juli 1960 : Irene Sagel-Grande et al.: Justiz
und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen
1945 bis 2012, Bd. 16 : Die vom 8. 7. 1959 bis zum 4. 11. 1960 ergangenen Strafurteile. Lfd. Nr. 480–500,
Amsterdam/München 1976, S. 431–490. Siehe ferner Maršálek, Geschichte, S. 137 und 270, wo es heißt,
dass Schöps erst im Mai 1940 nach Mauthausen gekommen sei. Nach den erhaltenen Unterlagen des
KZ Mauthausen kam er am 9. Mai 1939 nach Mauthausen ; Individuelle Unterlagen Josef Schöps, Doc.
No. 1749195, 1.1.26.3, ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
24 Zu ihm siehe Karel Kašák : Die Aufzeichnungen von Karel Kašák. Zusammengestellt, kommentiert und
mit Anmerkungen versehen von Stanislav ZámeÄŤnĂk, in : Dachauer Hefte 11 (1995), S. 167–251, hier 167.
Zu den Repressalien und Deportationen nach dem Tod des deutschen Polizisten in Kladno siehe Brandes,
Die Tschechen, Teil I, S. 80 f.; René Küpper : Karl Hermann Frank (1898–1946). Politische Biographie
eines sudetendeutschen Nationalsozialisten, München 2010 (Veröffentlichungen des Collegium Caro-
linum, 119), S. 211 ; Maršálek, Geschichte, S. 137 ; Stanislav ZámeÄŤnĂk : Dachau – Stammlager, in : Wolf-
gang Benz/Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Bd. 2 : FrĂĽhe LagerÂ
– DachauÂ
– Emslandlager, Mün-
chen 2005, S. 233–273, hier 252 ; Alois Pěnička : Kladensko v boji za svobodu [Das Gebiet von Kladno im
Kampf um die Freiheit], Praha 1953, S. 32–35.
25 K[arel] Kašák : ÄŚeši v koncentraÄŤnĂm táboĹ™e Dachau [Tschechen im Konzentrationslager Dachau], in :
Emanuel Faltus (Hg.), Almanach Dachau. Kytice událostĂ a vzpomĂnekÂ
… [Almanach Dachau. Ein Strauß
an Ereignissen und Erinnerungen …], Praha 1946, S. 14–22, hier 15. Siehe auch Zuzana Mosnáková :
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen