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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 106 -
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106 | Peter Hallama «Und es waren, also, die Deutschen fingen schon an, sich auf die Flucht vorzubereiten, weil man von weitem, also, ich weiß nicht, ob es Kanonen waren. Aber man hörte von weitem den Kriegslärm. Und auch als wir im Zug waren, flogen die Amerikaner über uns, aber natürlich warfen sie keine Bomben ab.»76 Im selben Transport fand sich auch Anna Bergman wieder, die als Anna Kaudrová im April 1917 in der Nähe von Königgrätz (Hradec Králové) geboren worden war. Sie wuchs in einer tschechisch-jüdischen, allerdings nicht religiösen Familie auf. Für ihr Studium zog sie nach Prag, wo sie ihren ersten Mann, einen jüdischen Emigranten aus dem Deutschen Reich, kennen lernte. Anna Nathanová, so ihr Name seit der Hochzeit im Mai 1940, wurde im Dezember 1941 nach Theresienstadt deportiert, von wo sie im Herbst 1944 nach Auschwitz kam. Zum Zeitpunkt der Deportation nach Ausch- witz war sie  – noch nicht sichtbar  – schwanger, und dies bereits zum zweiten Mal seit Beginn ihrer Verfolgung : Im Theresienstädter Ghetto hatte sie einen Sohn zur Welt gebracht, der allerdings unmittelbar nach der Geburt gestorben war. Kurz nach der Ankunft in Auschwitz wurde Anna Nathanová nach Freiberg überstellt, wo sie wie die meisten der hierher deportierten Tschechinnen in der Flugzeugfabrik mit dem Tarn- namen «Freia GmbH» arbeiten musste. In Freiberg war sie durchaus nicht die einzige schwangere Frau. Noch am 12. April wurde ein Baby geboren, das mit seiner Mutter den Krieg überlebte.77 Anna Nathanová selbst war ein  – nach ihren eigenen Worten  – «hochschwangere[s] Skelett»78, als sie nach der circa zweiwöchigen Reise den Bahnhof von Mauthausen erreichte : «Und die Leute, die zu Fuß gehen konnten, führte man zu/ hinauf zur Festung, die/ zum Lager, das auf der Spitze des Hügels über Mauthausen lag, und Leute, die nicht zu Fuß gehen konnten wie ich und andere, die krank waren, wurden auf einen Karren gesetzt und jemand zog sie hinauf. Ich weiß nicht, wie wir hinaufkamen/ wer den Karren zog, ich meine nur, ob es Pferde waren, weiß ich nicht, nur habe ich es vergessen, und ich war irgendwie allmählich dabei, dieses Baby zu kriegen oder nicht, doch  – was immer, und ich weiß nicht warum, es war der 29., der 29. April 1945, um ungefähr acht Uhr abends, die Sonne schien. Es war bitter kalt. Und als ob ich keine anderen Sorgen gehabt hätte, bewunderte ich die schöne Land- 76 AMM, MSDP, OH/ZP1/749, Interview Futter de Vais, S. 24. 77 Siehe Pascal Cziborra : Mutterglück und Kindstod. Schwangere KZ-Häftlinge zwischen Freiberg und Mauthausen, in : Andreas Baumgartner et  al. (Hg.), Zwischen Mutterkreuz und Gaskammer. Täterin- nen und Mitläuferinnen oder Widerstand und Verfolgung ? Beiträge zum Internationalen Symposium «Frauen im KZ-Mauthausen» am 4. Mai 2006, Wien 2008, S. 103–112 ; Helga Amesberger : Schwanger- schaft und Mutterschaft während der Verfolgung, in : ebd., S. 21–26, hier S. 23 f.; Fritz, Freiberg, S. 115. 78 AMM, MSDP, OH/ZP1/536, Interview mit Anna Bergman, Interviewerin : Helga Amesberger, Cardiff, 26. 1. 2003, Übersetzung, S. 16. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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