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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 128 -
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128 | Piotr Filipkowski «Als der Krieg ausbrach […], beschlossen mein Schwager, Assistent an der Universität Posen und ich, uns als Freiwillige beim Kreiswehrersatzamt (RKU) in Konin zu melden. Aber als wir dorthin kamen, gab es das RKU nicht mehr. Man schickte uns nach Kolno und von dort nach Kutno, aber als wir dort eintrafen, war rings herum schon die Schlacht an der Bzura im Gange.32[…] Daher entschlossen wir uns nach Warschau zu fahren, denn dort waren zwei Onkel meiner Frau, und wir dachten, dass wir dort das Ende des Krieges abwarten. Wir glaubten immer noch, dass es im Westen eine Front geben wird und dass der Krieg ohne Katastrophe endet. Aber der Krieg endete mit einer Katastrophe und am 17. September wur- den wir bei einem Onkel im Stadtteil Grochów von den Deutschen verhaftet. Ich saß in einer Kaserne in Mińsk Mazowiecki, dann bis zum 1. Oktober 1939 im Gefängnis in Ostrołęka. Man brachte mich immer wieder zur Bahnstation, denn wir sollten in irgendein Lager nach Ostpreußen gebracht werden, aber die Züge, die uns dorthin bringen sollten, waren mit Beute vollgeladen, mit Maschinen und verschiedenen Gerätschaften. Und die Deutschen schafften es nicht, uns abzutransportieren, bis sich die sowjetischen Truppen Ostrołęka näherten. Des- halb holte man uns aus dem Gefängnis und brachte uns bis Czerwony Bór. Man stellte Ma- schinengewehre auf und befahl uns, in den Wald auf die sowjetische Seite zu fliehen. Wir flohen, begegneten aber keinen sowjetischen Soldaten. Und ich beschloss, von dort aus über Ostrów, auf mir bekannten Wegen, auf denen ich früher mit dem Fahrrad gefahren war, zu meiner Mutter nach Maków Mazowiecki zurückzukehren.»33 Der Zeitraum von einigen Monaten zwischen der Rückkehr nach Hause nach der September- Niederlage und seiner Verhaftung im Frühjahr 1940 taucht hier überhaupt nicht auf, erst mit meinen späteren Fragen habe ich ihn ermuntert, darüber zu spre- chen. In dieser Zeit ist seiner Erzählung nach also nichts Besonderes vorgefallen, bes- ser gesagt, nichts ist in Erinnerung geblieben. Vielleicht haben die deutlichen Erin- nerungen vom September 1939 und von der Verhaftung einige Monate später diese Zwischenzeit verdrängt. Eine solche Verdrängung ist im Übrigen sehr charakteristisch. Die Erzählung über seine Verhaftung ist sehr dicht und konkret. Es tauchen Details, Daten, Eigennamen auf. Aber es fehlen starke Emotionen. Das ist eher ein distanzierter, objektivierender Bericht, wenig persönlich, was insgesamt sehr typisch für viele Erzäh- lungen der Intelligenzgruppe ist. Und bei Dobosiewicz tritt das besonders deutlich zu- tage. Er ist Autor einiger historischer Bücher über das Lager Gusen.34 Darin verwendet 32 Die Schlacht an der Bzura ist die größte und bekannteste Schlacht während des Septemberfeldzugs von 1939, sie endete mit der Niederlage der polnischen Streitkräfte. 33 AMM, MSDP, OH/ZP1/075, Interview Dobosiewicz. 34 Stanisław Dobosiewicz : Mauthausen-Gusen. Obóz zagłady [Mauthausen-Gusen. Todeslager], Warszawa 1977, dt. Ausg. u. d. T. Vernichtungslager Gusen, Wien 2007 [1977] (Mauthausen Studien, 5) ; ders.: Maut- hausen-Gusen. Samoobrona i konspiracja [Mauthausen-Gusen. Selbstverteidigung und Verschwörung], Warszawa 1980 ; ders.: Mauthausen-Gusen. Poezja i pieśń więźniów [Mauthausen-Gusen. Gedichte und Lieder der Gefangenen], Warszawa 1983 ; ders.: Mauthausen-Gusen. W obronie życia i ludzkiej godności [Mauthausen-Gusen. In Verteidigung des Lebens und der Menschenwürde], Warszawa 2000. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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