Seite - 157 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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157Erlebnisse
spanischer Republikaner auf dem Weg nach Mauthausen |
Nach der Kriegserklärung Anfang September 1939 blieben die Arbeitskompanien
den Ingenieursregimentern der Armee als militarisierte Einheiten für unterstützende
Tätigkeiten untergeordnet ; sie wurden, als Ersatz für die in die Armee mobilisierten
Franzosen, vor allem zu Instandhaltungsarbeiten herangezogen, bis sie durch das De-
kret vom 13. Jänner 1940 in dem Verteidigungsministerium unterstellte Militärdienst-
kompanien umgewandelt wurden. Carlos Cabeza Letosa erzählt, wie es ihm in einer
solchen Arbeitskompanie ergangen ist :
«Obwohl es unser Ideal war, unseren antifaschistischen Kampf fortzusetzen, hatten wir ge-
wisse Ressentiments deswegen, wie uns die Franzosen empfangen hatten, und sich zum
Kriegsdienst melden, um eine Nation zu verteidigen, die uns so empfangen hat – da zweifel-
ten viele Spanier, viele Republikaner, aber trotzdem haben sich Tausende und Abertausende
zur französischen Armee gemeldet. Da es der einzige Weg war, aus dem Lager hinauszu-
kommen, uns zu den Arbeiterkompanien zu melden, im Glauben, dass sie uns in Frieden
bei landwirtschaftlichen Arbeiten einsetzen würden, haben andere von uns sich dort gemel-
det. Wir wurden ein weiteres Mal enttäuscht, die meisten kamen zum Einsatz an strategische
Positionen oder in Kriegsfabriken, die Mehrheit wurde militarisiert, und wir standen unter
militärischem Kommando, und sie brachten uns direkt an die Front, zur Maginot-Linie
… In
den Monaten August, September brauchten sie dort, wo das Lager von Agde war, das ist eine
Region, in der es nur Weinberge gibt, Arbeiter für die Ernte, und sie holten Arbeiter aus den
Konzentrationslagern. Wir gingen zur Ernte in die kleinen Dörfer in der Umgebung. Wir
hatten die Hoffnung, dass uns diese landwirtschaftlichen Betriebe nach der Ernte behalten
würden, um dort weiterzuarbeiten. Eine Hoffnung, eine leere Hoffnung, denn am letzten Tag
der Erntearbeit erwarteten uns wieder die Lastwagen, mit den Gendarmen, um uns ins Lager
zurückzubringen.»20
Der damals 29-jährige Antoni Barberà Pla, ein ungelernter Bauarbeiter aus Katalonien,
betont ebenfalls, wie die spanischen Republikaner ausgebeutet wurden :
«Sie brauchten Leute für die Traubenernte. Da kam ein Lastwagen und nahm die Gefangenen
mit, und ich war auch dabei, fünf Kilometer von Montpellier entfernt. Ich verbrachte dort
28 Tage, ich arbeitete die vorgesehenen acht Stunden für die Regierung, und dann arbeitete
ich noch drei oder vier Stunden für sie weiter und verdiente damit ein paar Centimes, und sie
gaben mir ein Abendessen. Dort ging es mir sehr gut. Und dann kam der Befehl, sie stecken
uns in die Arbeitskompanie, sie stecken uns in den Zug, und los ging es nach Elsass-Loth-
ringen, an die Maginot-Linie, um eine zweite Linie zu errichten, als Hilfsarbeiter ; ich lenkte
einen Traktor, um die Balken einzuschlagen, damit die Panzer nicht hinauffahren könnten.»21
20 AMM, MSDP, OH/ZP1/195, Interview Cabeza Letosa.
21 AMM, MSDP, OH/ZP1/177, Interview mit Antoni Barberà Pla, Interviewerin : Mercedes Vilanova, Na-
vás, 28. 5. 2002.
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen