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160 | Mercedes Vilanova
und sich vor den Bombardements in unterirdische Minen flüchten mussten. Pablo
Escribano beschreibt eine ähnliche Erfahrung im Westen Frankreichs :
«Von Barcarès gingen wir weg, tausend Spanier, sie führten uns in die Gegend von Poitiers,
im Département Vienne, als ein Bataillon
… Ein paar Kilometer entfernt gab es ein Bergwerk,
und dort sind wir ab dem 1. September 1939 gewesen, es war ein unterirdisches Bergwerk,
wir schliefen dort. Als wir ins Bergwerk kamen, am ersten Tag
– es war verlassen seit ich weiß
nicht wie vielen Jahren. Und man musste erst die Bäume vor den Toren wegschneiden, damit
man hineingehen konnte, und da steckten sie uns hinein … eine schreckliche Feuchtigkeit,
es gab nicht einmal elektrisches Licht, und wir mussten am Boden schlafen. Aber allmählich
richteten die Spanier es sich so ein, dass sie besser leben konnten … Wissen Sie, was wir
machten ? Wir richteten das Innere her, um Waffendepots für die Franzosen daraus zu ma-
chen, für Bomben und so.»26
Wie es an der deutsch-französischen Grenze bei Saint-Avold dem jungen Aguirre Sala-
berría erging, erzählt er folgendermaßen :
«Bei der deutschen Offensive fanden sie ein Stück, das in der Maginot-Linie nicht befestigt
war. Damals marschierten sie mit der neuen Taktik des Blitzkrieges ein, die Offensive be-
gann im Mai 1940, und am 22. Juni, mehr oder weniger, haben sie uns eingekesselt und alle
auf einmal gefangen genommen, mehr als eine Million Soldaten der französischen Armee.
Wir kamen als Kriegsgefangene nach Straßburg. Dort wurden wir schlecht ernährt, ich habe
schließlich sogar Gras gegessen, und so wie ich machten das viele.»27
Der 21-jährige Katalane Antonio Roig Llivi befand sich in Elsass-Lothringen, als er am
27. Juni nach einer wilden Flucht von deutschen Truppen gefangen genommen wurde :
«Ein Kommandant der Republik übernahm die Verantwortung und sagte zu uns : ‹Wir können
nichts tun, entscheidet, was ihr wollt.› Und wir beschlossen, uns den Deutschen zu ergeben.»28
Der 19-jährige José Egea Pujante von der 11. CTE wurde die in den Vogesen gefangen
genommen, einer Region, in der den Deutschen eine beträchtliche Zahl von Gefan-
genen in die Hände fiel, und landete schließlich gemeinsam mit anderen Spaniern in
Belfort. Der gleichaltrige Jaume Álvarez Navarro, Angehöriger der 115. CTE, hat seine
Gefangennahme so erlebt :
26 AMM, MSDP, OH/ZP1/194, Interview mit Pablo Escribano Cano, Interviewerin : Mercedes Vilanova,
Paris, 28. 9. 2002.
27 AMM, MSDP, OH/ZP1/184, Interview Aguirre Salaberría.
28 AMM, MSDP, OH/ZP1/179, Interview mit Antonio Roig Llivi, Interviewerin : Mercedes Vilanova, Barce-
lona, 21. 5. 2002.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen