Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 193 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 193 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2

Bild der Seite - 193 -

Bild der Seite - 193 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2

Text der Seite - 193 -

193Die französischen Deportierten von Mauthausen : ungleiche Wege zum gleichen Ziel | Toten des Ersten Weltkriegs zusammen, dem Monument des Diables bleus, dem Denk- mal der Blauen Teufel, einem Gebirgsjägerbataillon im Ersten Weltkrieg. Sie gerieten in eine Falle, die ihnen die Deutschen mit Hilfe der französischen Milizionäre gestellt hatten, wurden verhaftet, darauf ins Lager von Compiègne transferiert ; ein Teil von ihnen wurde anschließend ins Lager Mauthausen überstellt. Dieser erste Teil des Weges wird auf verschiedene Weise erzählt, was die Präzision und die Details betrifft, je nach der Persönlichkeit der Zeugen und ihren Erfahrungen. Allerdings finden sich nicht sehr häufig lange und genaue Erzählungen darüber. Zu- meist erzählen die Überlebenden recht kurz vom ersten Teil ihres Lebensweges und ihren Aktivitäten im Widerstand. Ihre Äußerungen mögen recht klassisch erscheinen. Man findet die bekannten und oft formalisierten Elemente wieder, die ihre Position als Widerstandskämpfer und Deportierte kennzeichnen. Mit knappen Worten und mit großer Zurückhaltung wird hier erzählt, nur ausnahmsweise ist von der Angst die Rede, wie zum Beispiel in der Erzählung von Henri Maître : «Ich habe immer Angst gehabt  – aber meine erste große Angst habe ich an dem Tag erlebt, als man mich aufforderte, nach Caluire zu gehen, in das Zimmer von Monsieur Lenclos, das war der Funker, den ich sozusagen vom nationalen Wetteramt abgeheuert hatte, um ihn dazu zu bringen, sich der Résistance anzuschließen. […] Er war gerade verhaftet worden. […] Ich bin in sein Zimmer gegangen, nachdem ich festgestellt hatte  … nachdem ich mich umgeschaut hatte, ob da deutsche Autos oder Deutsche waren ; kein Kennzeichen, das auf die Anwesen- heit des Feindes hingewiesen hätte  – ich ging direkt zu seinem Zimmer, das er bei einer Dame, einer Kriegswitwe, mietete. […] Und als die Tür des Zimmers sich ganz von allein öffnete und ich mindestens vier Männer mit Taschenlampen dort im Schatten sah, die das Zimmer durchsuchten, sie rochen wie nach hellem Tabak  – und natürlich redeten sie Deutsch  –, da habe ich begriffen, dass ich in eine schöne Mausefalle geraten war. Das Glück wollte, dass in der Küche am Ende des Korridors Licht brannte, […] als der Deutsche, ein riesiger Deut- scher  – ich sehe ihn immer noch vor mir, riesig, mit einer Pistole in den Händen  –, mich fragte, was ich hier zu suchen hätte, ich sagte, ich wollte fragen, ob Madame Soundso fünf Kilo oder acht Kilo Kartoffeln wollte, denn wir lieferten ihr gelegentlich Gemüse aus unse- rem Garten, um ihr auszuhelfen, da Lebensmittel knapp waren. Diese Dame, da sie gehört hatte, was ich laut auf Französisch sagte […], rief mich bei meinem Vornamen und sagte zu mir : ‹Gut, hör mal, fünf Kilo, das reicht schon, du bringst sie mir.› Der Deutsche brach das Gespräch sofort ab und sagte : ‹Gut, aber die Kartoffeln, da kommen Sie ein anderes Mal, aber im Moment haben Sie hier nichts verloren›, und : ‹Gehen Sie !› Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen, und auf der Straße angekommen, da habe ich verstanden, was es heißt, Angst zu haben. Ich konnte weder vorwärts noch rückwärts, ich war wie gelähmt. Niemand rief mich, und erst beim Anblick der Passanten auf der Straße, die sich um nichts kümmerten, die im Übrigen gar nicht bemerkten, was da los war, bin ich wieder zu mir gekommen und habe mich von diesem sehr, sehr, sehr gefährlichen Ort entfernt. Das war meine erste Angst. Ich Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurĂĽck zum  Buch Deportiert nach Mauthausen, Band 2"
Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Deportiert nach Mauthausen