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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 199 -
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199Die französischen Deportierten von Mauthausen : ungleiche Wege zum gleichen Ziel | das heißt ein zur Vernichtung bestimmter Konvoi. Es gab viele ‹schwarze› Konvois, die das Lager verließen […]. Anstatt uns ins Jugendlager zu schicken, wo man uns sofort hätte exeku- tieren können  – wer weiß, warum sie uns nach Mauthausen geschickt haben. Das auch, das gehörte zu den großen Geheimnissen der deutschen Organisation, das weiß man nicht. […] das heißt eher der Desorganisation, denn es hieß, das wären sehr gut organisierte Leute, aber ich weiß nicht so recht. Also, warum mussten sie, um uns zu vernichten, uns fünf Tage und fünf Nächte in einem  … in Viehzügen durch die Gegend schicken ? Das weiß auch niemand. Das wird man niemals wissen. Das ist es jedenfalls, was sie getan haben. Alle NN [Nacht- und- Nebel-Häftlinge, Anm. d. Autorin] sind nach Mauthausen geschickt worden, außer jenen, die nicht wollten, die sich im Lager versteckt haben. […] Da gibt es NN, die  … die im Block geblieben sind, um  … um bei ihren Freundinnen zu bleiben, die keine NN waren, manchmal ihre Mütter, ihre Schwestern, denn das war das Kriterium, NN oder nicht NN zu sein, man wusste nicht recht, was das für ein Kriterium war, das war unklar, […] das war sehr willkürlich. […] Wir sind an einem Ort angekommen, und als wir aus dem Zug gestiegen sind, da hat auf einmal jemand gesagt : ‹Das ist die Donau, wir sind in Österreich. Ich habe es gesehen, es ist auf einem Schild gestanden !› Und tatsächlich, wir waren  … sie ließen uns am Ufer der Donau aus dem Zug aussteigen. Und da, wir waren völlig fertig, wir waren etwa achthundert. Die achthundert Frauen, das heißt jene, die sich noch halbwegs aufrecht halten konnten, sind also losgestürzt, um ein bisschen von der Donau zu sehen, und da haben wir festgestellt, dass sie nicht blau war [Lachen] […] wir sind eingestiegen, da waren Tote in den Waggons, natürlich. Man hält es nicht so ohne weiteres fünf Tage und fünf Nächte in so einem Zug aus […]» «Aber in meinem, da wir zusammenhielten, die Gruppe aus Cottbus, und da wir sehr eng verbunden waren, haben wir das Überleben organisiert und wir haben durchgehalten. Das ist nicht einfach gewesen. Zuerst haben wir angefangen, uns gegenseitig anzukeifen, uns fast zu prügeln und/ ‹Du hast mir ins Gesicht getreten›, und : ‹Kannst du nicht aufpassen, du hast daneben gepinkelt, anstatt in den Kübel zu machen›, was weiß ich, lauter solche Sachen. Da haben einige die Sache in die Hand genommen, und wir sind der Reihe nach zum Atmen zu dem kleinen Loch gegangen, das in der Wand des Waggons war, wir haben uns der Reihe nach hingelegt, kurz und gut, wir haben das Überleben organisiert. […] Wir haben die sieben oder acht Kilometer, die uns vom Lager trennten, zu Fuß zurückgelegt, und es waren  … es waren wieder die ganz vorne in der Reihe, die gesagt haben : ‹Wir sind in Mauthausen !› Aber niemand von uns wusste, dass es ein Lager in Mauthausen gab, abgesehen davon, dass wir uns bei dem Geruch sehr rasch gesagt haben : ‹Hier gibt es ein Lager›, denn das Lager, das hatte einen besonderen Geruch, einen Geruch nach verbranntem Fleisch, von  … von  …. von  … einen undefinierbaren Geruch, jedes Mal, wenn man bei einem Lager ankam, wusste man, dass das ein Lager war. Wir sind nicht lange geblieben, nicht wahr. Wir sind am siebten März angekommen, da wir fünf Tage unterwegs waren, und wir sind am zwanzigsten April wegge- gangen, vom Internationalen Roten Kreuz befreit.»38 38 AMM, MSDP, OH/ZP1/331, Interview Guillemot, Transkript, Z. 2299–2370. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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