Seite - 239 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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239«Wie
vom Erdboden verschwunden âŠÂ» |
der besseren Unterkunft gröĂer als fĂŒr die ĂŒbrigen jĂŒdischen Sachsenhausen-HĂ€ftlinge.
In der Uhrmacherwerkstatt versuchte der norwegische Uhrmacher Eugen Keil dem
DĂ€nen Thalmay das Leben zu retten, indem er sĂ€mtliche Reparaturen fĂŒr ihn ĂŒber-
nahm. Das ging bis August 1944 gut, als Thalmay nach Auschwitz ĂŒberstellt wurde.69
Norwegische und dÀnische HÀftlinge in Mauthausen
Nach ihren vorausgehenden Hafterfahrungen waren die meisten DĂ€nen und Norwe-
ger bei der Ankunft im KZ Mauthausen fast am Ende ihrer KrÀfte.70 Sie hatten nicht
nur aufgrund ihrer langen Haftzeit, sondern auch wegen ihrer HĂ€ftlingskategorie gu-
ten Grund zu glauben, dass ihr Leben im KZ Mauthausen sehr bald ein Ende haben
könnte. Ăber 90 der Norweger und ein DĂ€ne waren NN-HĂ€ftlinge. Ziel der NN-Ver-
ordnung vom 7. Dezember 1941 war die BekÀmpfung der zunehmenden Widerstands-
aktivitÀten in den westlichen Besatzungsgebieten, insbesondere in Frankreich, Belgien,
Luxemburg, den Niederlanden und Norwegen. Auch auf einige dĂ€nische StaatsbĂŒrger,
die im Widerstand dieser LĂ€nder aktiv waren, wurde die NN-Verordnung angewandt.
Dies traf auf den dÀnischen Mauthausen-HÀftling JÞrgen Jensen zu, der in einer kom-
munistischen Widerstandsgruppe in Paris aktiv gewesen war.71
Wie bereits erwÀhnt, diente die NN-Verordnung der Terrorisierung der Bevölke-
rungen in den besetzten Gebieten, indem die Verhafteten heimlich deportiert wur-
den und ihnen verboten war, ihren Angehörigen zu schreiben oder Post und Pakete
zu empfangen. Durch diese Geheimhaltung fanden die norwegischen Exilbehörden
in London erst zum Jahreswechsel 1943/44 heraus, dass Hunderte von norwegischen
NN-HĂ€ftlingen im Konzentrationslager Natzweiler waren. Erst damit war der Versand
von Rotkreuz-Paketen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten an diese möglich.72
69 Rudder, Zwangsarbeit, S. 223â225 ; Eugen Keils Bericht ĂŒber das Schicksal von Jacob Thalmay ist in Pri-
vatbesitz.
70 NHM, Interview mit Astrid Frost ; Bauck, Du skal leve, S. 208.
71 FM, JĂžrgen Jensens optagelsesbegĂŠring til âLandsforeningen af BesĂŠttelsestidens politiske Fangerâ ; DRA,
ErstatningsrÄdet, sag 20.023..
72 Christel TrouvĂ© : Die «Nacht und Nebel»-HĂ€ftlinge 1942â1945, in : Dachauer Hefte 21 (2005), S. 50â65,
hier 52 und 55 ; NRA, Sosialdepartementet 1940â1945/S-2069/R-Kontoret/Kopier og journal. Diverse/
L0006 (darin befinden sich Listen ĂŒber die im Jahr 1944 zu den norwegischen NN-HĂ€ftlingen in Natz-
weiler gesendeten Rotkreuz-Pakete) ; Leif T. Poulsson : Omkring dÞdelighet og dÞdsÄrsaker blant mann-
lige NN fanger i Tyskland [Rund um die Sterblichkeit und die Todesursachen unter den mÀnnlichen NN-
HĂ€ftlingen in Deutschland], in : Tidsskrift for Den norske LĂŠgeforening 16 (1946), URL : http://www.
natzweiler.info/Frame/Kilder.html (12. 5. 2020) ; Didrik Arup Seip : Hjemme og i fiendeland 1940â45
[Zuhause und in Feindesland 1940â45], Oslo 1946, S. 524â525 ; Wanda Heger : Hver fredag foran porten
[Jeden Freitag vor dem Tor], Oslo 1984, S. 116â122, 133â135. Die zivilinternierten Norweger auf dem
Schloss GroĂ Kreutz auĂerhalb von Berlin, u. a. der Rektor der UniversitĂ€t in Oslo, Didrik Arup Seip,
arbeiteten daran, den norwegischen HÀftlingen in Sachsenhausen bestmöglich zu helfen. Diese Gruppe
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen