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Božo Repe
Wege der Slowenen nach Mauthausen
Das Gebiet1 des heutigen Staates Slowenien wurde nach dem Angriff auf Jugoslawien
am 6. April 19412 von drei Staaten okkupiert, vom nationalsozialistischen Deutschen
Reich, von dem faschistischen Italien und von Ungarn.3 Nach der Besetzung und Zer-
stückelung des jugoslawischen Teilstaates Slowenien im Jahr 1941 begründeten alle
drei Besatzungsmächte ihre Politik der Germanisierung, Italienisierung und Magyari-
sierung mit historischen Ansprüchen auf diese Gebiete.4
Nur am Rande berücksichtigt werden in diesem Artikel Slowenen, die außerhalb des
jugoslawischen Staatsgebiets lebten und als ethnische Minderheiten bereits vor 1941
Verfolgungen ausgesetzt waren. So waren etwa slowenisch besiedelte Gebiete 1920 als
Folge des Zerfalls der Habsburgermonarchie durch den Grenzvertrag von Rapallo an
Italien bzw. aufgrund der Volksabstimmung in Südkärnten an Österreich gefallen.5
Die Besatzungspolitiken des Deutschen Reichs, Italiens und Ungarns unterschie-
den sich sowohl in zeitlicher Hinsicht als auch im Ausmaß des Assimilierungsdrucks :
In den deutsch besetzten Gebieten sollte die «Umvolkung» in wenigen Monaten, in
1 Dieser Beitrag ist France Filipič (1919–2009) gewidmet, dem slowenischen Dichter, Historiker, Journa-
listen, Redakteur und Publizisten, interniert in Dachau und Mauthausen und Autor des Buches «Slo-
venci v Mauthausnu» (Ljubljana 1998, deutsche Ausgabe u. d. T. Slowenen in Mauthausen, Wien 2004
[Mauthausen-Studien, 3]).
2 Vgl. hierzu den Beitrag von Barbara Wiesinger in diesem Band.
3 Einige Dörfer (Jesenice in Unterkrain [Dolenjsko], Pobrežje, Nova vas bei Mokricah und Slovenska vas,
und sieben Häuser in Čedemu nahe bei Kostanjevica) wurden dem Unabhängigen Staat Kroatien zuge-
ordnet. Auch hier wurde die Bevölkerung einer Zwangskroatisierung unterworfen, ein Teil der Dorfbe-
wohner wurde ermordet, ein Teil in das Konzentrationslager Jasenovac deportiert.
4 Vgl. z. B. die Denkschrift des Südostdeutschen Instituts in Graz über die gebietliche Gliederung und
volkspolitische Gestaltung der Untersteiermark (ca. 2. Hälfte 1940), in : Tone Ferenc, Quellen zur nati-
onalsozialistischen Entnationalisierungspolitik in Slowenien 1941–1945, Maribor 1980, online abruf-
bar unter URL : http://www.karawankengrenze.at/ (29. 9. 2020), Dok. 9, in der die «Herstellung der alten
Grenzen des Herzogtums Steiermark» gefordert wird. Ähnliche argumentiert auch die Denkschrift des
stv. NSDAP-Gauleiters in Kärnten über die Wiederherstellung des alten Reichsgaues Kärnten, o. D., ebd.,
Dok. 8. Zu den längeren Traditionen wirtschaftlicher Interessen Deutschlands in der Region siehe nun
auch Stephen G. Gross : Export Empire. German Soft Power in Southeastern Europe, 1890–1945, Cam-
bridge/New York 2015 (New Studies in European History) ; Carl Freytag : Deutschlands «Drang nach
Südosten». Der Mitteleuropäische Wirtschaftstag und der «Ergänzungsraum Südosteuropa» 1931–1945,
Göttingen 2012 (Zeitgeschichte im Kontext, 7).
5 An Italien fiel dabei etwa ein Viertel slowenisch besiedelten Territoriums und etwa ein Drittel der slo-
wenischen Bevölkerung. In den gemischtsprachigen Gebieten Südkärntens votierte eine Mehrheit der
slowenischsprachigen Bevölkerung für den Verbleib bei Österreich.
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen