Seite - 254 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Bild der Seite - 254 -
Text der Seite - 254 -
254 | BoĹľo Repe
Ferenc schätzt, dass vor allem im Winter 1942/43 und im Frühjahr 1943 mehrere Tau-
send wehrdienstpflichtige Männer sich der Volksbefreiungsarmee anschlossen.33
Der nationalsozialistischen Germanisierungspolitik waren auch Kinder ausgesetzt.
Die Deutschen trennten sie von ihren MĂĽttern und schickten sie in besondere Lager,
wo sie zu «guten Deutschen» umerzogen werden sollten. Diesem Vorgehen waren be-
sonders Kinder aus Partisanenfamilien und aus Familien erschossener Geiseln ausge-
setzt. Säuglinge wurden vom «Lebensborn» übernommen. Die Kinder wurden zuerst
in Heimen untergebracht und später deutschen Familien zugeteilt. Nach dem Krieg
versuchten die Behörden die Rückkehr der Kinder zu ermöglichen, ein Teil kehrte mit
Hilfe von UNRRA und anderen internationalen Organisationen zurĂĽck, oft jedoch war
die Suche erfolglos. Viele Kinder blieben auch ohne Eltern, da diese in den Konzentra-
tionslagern ermordet worden waren.
Die Besatzungspolitik im italienischen Machtbereich
Die italienische Besatzung war anfangs milder als die deutsche, ließ die Tätigkeit von
Kultur- und Bildungsvereinen und nicht politisch aktiven Vereinen zu, auch zweispra-
chige Zeitungen konnten erscheinen. Sie erlaubte auch die Tätigkeit der Universität
Ljubljana. Doch schon bald galt die Universität als Zentrum der Italienfeindlichkeit
und als Nest des Widerstandes, weshalb sie immer wieder geschlossen und viele Stu-
denten verhaftet und in Lagern interniert wurden. Da die Besatzungspolitik in den
deutschen und ungarischen Gebieten jedoch wesentlich härter war, versuchten Zehn-
tausende Slowenen aus diesen Zonen in das italienische Besatzungsgebiet, die Provin-
cia di Lubiana, zu flĂĽchten.34
Obwohl formal annektiert, wurde die Provinz Ljubljana, im Unterschied zu ande-
ren Provinzen, von einem durch die italienische Regierung ernannten Hochkommissar
verwaltet. AuĂźerdem wurde die 1920 im Grenzvertrag von Rapallo zwischen Italien
und Jugoslawien festgelegte Staatsgrenze nicht abgeschafft. Trotz der höheren Toleranz
33 Ebd., Dok. 308, Fn. 4. Vgl. allgemein Marjan Znidaric etÂ
al. (Hg.) : Nemska mobilzacija Slovencev v drugi
svetoni vojni [Deutsche Mobilisierung der Slowenen im Zweiten Weltkrieg], Celje 2001, wonach insge-
samt 150.000 Slowenen und Sloweninnen in die Wehrmacht bzw. andere paramilitärische Formationen
rekrutiert wurden.
34 Siehe dazu auch die neuesten Studien von Roberta Pergher : Mussolini’s Nation-Empire. Sovereignty and
Settlement in Italy’s Borderlands 1922–1943, Cambridge 2018 (New Studies in European History) ; Karlo
Ruzicic-Kessler : Italiener auf dem Balkan. Besatzungspolitik in Jugoslawien 1941–1943, Berlin 2017 ;
Amedeo Osti Guerrazzi : The Italian Army in Slovenia. Strategies of Antipartisan Repression, 1941–1943.
New York 2013 (Italian and Italian American Studies) ; Eric Gobetti : Alleati del nemico. L’occupazione
italiana in Jugoslavia (1941–1943), Roma 2013 (Quadrante Laterza, 191) ; ders.: L’occupazione allegra. Gli
italiani in Jugoslavia (1941–1943), Roma 2008 (Italia Contemporanea Collana, 9) ; H. James Burgwyn :
Empire on the Adriatic. Mussolini’s Conquest of Yugoslavia, 1941–1943, New York 2005.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurĂĽck zum
Buch Deportiert nach Mauthausen, Band 2"
Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen