Seite - 256 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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256 | Božo Repe
grund von Protesten kirchlicher Behörden wurden 1367 Kinder und 1163 Frauen in
das erträglichere Lager Gonars bei Udine überstellt.37
Um auch den Widerstand auf dem Land endgültig zu vernichten – die Partisanen
kontrollierten etwa zwei Drittel der Provinz –, begann die italienische Armee Mitte
Juli 1942 eine Großoffensive, die bis Anfang November andauerte. Damit sollte gegen
die Partisanen ein entscheidender Schlag gelingen und die Führung, die Organisation
OF (Befreiungsfront), Verbindungen und technische Stützpunkte, vor allem aber die
bewaffneten Partisaneneinheiten sollten vernichtet werden. Alle Personen, die sich
der Befreiungsfront anschließen könnten, sollten interniert und die Bevölkerung so
abgeschreckt werden. Die Oberherrschaft der Italiener und deren Autorität sollte mit
allen Mitteln erneuert werden, auch wenn alle Slowenen verschwinden müssten und
ganz Slowenien vernichtet werden sollte, sagte am 26. Juni 1942 der Kommandeur der
italienischen Truppen in Slowenien, General Mario Robotti, seinen Untergebenen ; zu
einem anderen Zeitpunkt fügte er noch hinzu : «S’amazza tropo pocco !» (Es wird zu
wenig getötet).38
Für diese Offensive setzten die Italiener ca. 80.000 Soldaten in vier Divisionen ein,
während die bewaffneten Partisaneneinheiten nur 2500 bis 3000 Männer zählten.39
Das brutale Vorgehen auch gegen die Zivilbevölkerung, die Deportation in Internie-
rungslager, Geiselerschießungen und das Abbrennen von Dörfern zeigt, dass sich das
Vorgehen der italienischen Besatzer nicht wesentlich von dem der Deutschen unter-
schied.
Die Offensive sollte auch die endgültige Italienisierung des Gebietes einleiten. Ende
Juli traf sich Benito Mussolini mit führenden italienischen Offizieren in Görz (Gorizia).
Er verlangte von ihnen schärfere Maßnahmen gegen die slowenischen Partisanen und
gegen die Bevölkerung und erlaubte die Gründung der Milizia Volontaria Anti Comu-
nista (MVAC).40 Er war auch mit der massenweisen Umsiedelung der Bevölkerung
einverstanden. Im August 1942, am Höhepunkt der Offensive, berichtete der Hoch-
kommissar für die Provinz Ljubljana, Emilio Grazioli, dem Innenminister über die
durchgeführten und geplanten Maßnahmen : Gegen die Slowenen würden die Behör-
den mit aller Härte vorgehen, das Problem der slowenischen Bevölkerung könne auf
drei Arten gelöst werden : mit der Vernichtung, mit der Umsiedelung oder mit der Be-
seitigung der gegnerischen Elemente, was eine langfristige Assimilation ermöglichen
37 Metka Gombač et al.: Quando morì mio padre. Disegni e testimonianze di bambini dai campi di concen-
tramento del confine orientale (1942–1943) [Als mein Vater starb. Zeichnungen und Zeugenaussagen aus
den Konzentrationslagern an der italienischen Ostgrenze (1942–1943)], Gradisca d’Isonzo 2004, S. 15.
38 Tone Ferenc, Okupacijski sistemi, Vol. 1, S. 249–263.
39 Tomasevich, War and Revolution, Vol. 2, S. 106.
40 Mit Italien kollaborierende slowenische Antipartisaneneinheiten wurden ab Anfang August 1942 in der
Antikommunistischen Freiwilligenmiliz (Milizia Volontaria Anti Comunista, MVAC) zusammengefasst.
Die ab Ende August in den ländlichen Gebieten aufgestellten Dorfwachen (Vaške straž) stellten schließ-
lich den größten Anteil an der MVAC. Tomasevich, War and Revolution, Vol. 2, S. 107.
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen