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262 | Božo Repe
tersteiermark. Insgesamt kamen im Jahr 1941 293 Slowenen nach Mauthausen. 123
starben in Mauthausen und Gusen, 159 wurden entlassen, fünf in andere Konzentra-
tionslager überstellt und sechs erlebten in Mauthausen die Befreiung. Der Großteil
kam wegen Mitwirkung im Widerstand, der im Sommer 1941 begann.51 Gefangen
wurden sie als Partisanen, Mitglieder der Stadtguerilla,52 Aktivisten der Befreiungs-
front (OF) oder weil sie von den Besatzern damit in Verbindung gebracht wurden. Der
erste Transport aus dem slowenischen Gebiet nach Mauthausen war ein Einschüchte-
rungsversuch der deutschen Behörden, eine Reaktion auf den slowenischen Aufstand,
der sich trotz strengster Maßnahmen und Androhung der Todesstrafe in der Unter-
steiermark ausbreitete. Tone Gošnik beschreibt die Zusammensetzung dieses ersten
Transports, auf dem er sich auch selbst befand, wie folgt :
«Unter uns waren noch aus der Vorkriegszeit bekannte Kommunisten und Sozialdemokra-
ten ; wir Jüngere kannten sie natürlich nicht, aus ihren Gesprächen erfuhren wir jedoch, wie
sie den Besatzern Widerstand geleistet haben und sich in Lagern wiederfanden. Unter den
Mitgliedern des ersten slowenischen Transportes waren aber auch politisch völlig parteilose
Personen, die zufällig in die Welle von umfangreichen Gefangennahmen im Juli und August
in der slowenischen Steiermark geraten sind. Der Großteil von uns wurde beschuldigt, an
Schmier- und Sabotageaktionen teilgenommen zu haben, viele aber auch wegen nicht bewie-
senen unmittelbaren Verbindungen mit den ersten Partisanenaktionen im August 1941.»53
Im Jahr 1942 kamen in Mauthausen mindestens 550 Slowenen in sechs größeren und
zehn kleineren Transporten an, die meisten direkt aus Gorenjsko (Oberkrain), aus der
Untersteiermark (Štajerska) und Südkärnten (Koroška), aber auch aus dem österreichi-
schen Kärnten, aus Klagenfurt, einige auch aus anderen Teilen Jugoslawiens (Belgrad)
und aus anderen Lagern, insbesondere Auschwitz. Gestorben sind 248, entlassen wur-
den 186, zwölf wurden nach Begunje zurückgeschickt, 37 wurden in andere Konzent-
rationslager überstellt (24 nach Dachau, zwei nach Auschwitz, zwei nach Ravensbrück,
51 Infolge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion hatte die Leitung der OF einen raschen Sieg der
Roten Armee erwartet und zum bewaffneten Kampf gegen die Besatzer aufgerufen, der in Oberkrain am
22. Juli 1941 begann. Obwohl die Partisanen im Sommer 1941 nur wenige militärische Aktionen durch-
führten, reagierte die deutsche Besatzungsmacht mit radikalen Maßnahmen zur «Bandenbekämpfung».
Vgl. Damijan Guštin : The Partisan Army – Armed Resistance in Slovenia during World War II, in : Pirje-
vec/Repe (Hg.), Resistance, Suffering, Hope, S. 48–61, hier 50.
52 Mitglieder der Varnostno-obveščevalna služba OF (VOS) des Sicherheits- und Nachrichtendienstes der
kommunistischen Befreiungsfront, gegründet im August 1941. Berüchtigt war die VOS für ihre ab De-
zember 1941 einsetzende Kampagne zur Liquidierung politischer (v. a. katholischer) Gegner, die mit den
Besatzern kollaborierten. Tomasevich, War and Revolution, Vol. 2, S. 97.
53 AMM, MSDP, OH/ZP1/693, Interview mit Tone Gošnik, Interviewer : Božo Repe, Novo Mesto, 11. 1.
2003. Siehe auch Tone Gošnik : Nismo (bili) poslednji. Mauthausen in njegovo sporočilo po petdese-
tih letih [Wir waren (nicht) die Letzten. Mauthausen und seine Sendung nach 50 Jahren], in : Delo 35
(23. 10.–19. 11. 1993), S. 247–269.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen