Seite - 263 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Bild der Seite - 263 -
Text der Seite - 263 -
263Wege
der Slowenen nach Mauthausen |
je einer nach Sachsenhausen, Natzweiler, Flossenbürg und Neuengamme.) Nur 86 aus
dem «Deportationsjahrgang» 1942 erlebten in Mauthausen oder einem seiner Außen-
lager die Befreiung. Der Großteil der Transporte stammte aus Begunje in Gorenjska
und stand im Zusammenhang mit der ersten großen militärischen Aktion der Parti-
sanen in Oberkrain im Dezember 1941 und den darauf folgenden Gefangennahmen.54
In einem Transport waren 48, die direkt an der Widerstandsaktion vom Dezember be-
teiligt gewesen waren (38 starben in Gusen, sechs wurden entlassen, zwei nach Dachau
überstellt und nur zwei erlebten die Befreiung). Unter den Transporten waren drei mit
Geiseln, die in Mauthausen hingerichtet werden sollten.
Diese Hinrichtungen fanden im Allgemeinen zwar statt, wurden jedoch nicht im-
mer durchgeführt : So wurden zehn bereits für die Hinrichtung bestimmte und auf
Flugblättern, die in Oberkrain verbreitet wurden, genannte Personen nicht erschossen.
Warum die Hinrichtungen in Mauthausen und nicht in Slowenien, wie es mit den meis-
ten Geiseln geschah, durchgeführt wurden, ist nicht geklärt. Unter jenen, die im Ver-
zeichnis aufschienen, aber nicht erschossen wurden, war Aleš Jelenc, dem Beruf nach
Kampfflieger der jugoslawischen Armee. Später als andere Geiseln, die direkt nach
Mauthausen geschickt wurden, kam Jelenc über Dachau dorthin und wurde einem
Strafbataillon zugeteilt, wo ihm der Kapo fast den Fuß zertrümmerte. Der Komman-
dant der «großen Garage» rettete ihn, wo er danach als ausgezeichneter Mechaniker
und Fahrer arbeitete. Im Dezember 1943 wurde er gemeinsam mit Cvetko Kobal nach
Linz zur Zwangsarbeit geschickt, im April 1944 flüchteten sie von dort nach Hause
und schlossen sich den Partisanen an.55 Cvetko Kobal schrieb unter dem Pseudonym
Florjan im Sommer 1944 in einem Partisanenunterschlupf oberhalb von Škofja Loka
(Laak an der Zaier) die erste bekannte Broschüre über Mauthausen :
«Als ich zu den Partisanen kam, war ich einer der ersten, der lebend aus so einem Lager
wie Mauthausen gekommen war. Vorher wurde alles Mögliche geredet. Zuerst waren sie sehr
misstrauisch mir gegenüber, sie fragten mich, wie ich Begunje überlebt hätte, warum haben
sie dich nicht bereits dort erschossen, warum nicht in Mauthausen, und warum bist du zu
den Partisanen gekommen, haben dich die Deutschen vielleicht geschickt […]. Dann schrieb
ich im illegalen Bunker die Broschüre, ich beschrieb, wie das Lager aussieht und was ich dort
54 Zu den größten Erfolgen des Partisanenwiderstandes zählt der Angriff auf eine Patrouille des Reserve-
polizeibataillons Nr. 181 am 12. Dezember 1941 in Rovt, bei dem 45
Polizisten getötet wurden. Erst nach
massiver Verstärkung der deutschen Truppen und mehrtägigen Kämpfen um das Dorf Dražgoše mussten
sich die Partisanen zurückziehen. Der Widerstand hatte zur Folge, dass der Anschluss von Oberkrain an
das Deutsche Reich, vorgesehen für den 1. Jänner 1942, um sechs Monate verschoben wurde ; später kam
es nicht mehr dazu. Guštin, The Partisan Army, S. 51.
55 AMM, MSDP, OH/ZP1/692, Interview mit Aleš Jelenc, Interviewer : Božo Repe, Gozd Martuljek, 6. 2.
2003. Siehe auch Filipič, Slovenci v Mauthausnu, S. 159–160, und Aleš Jelenc/Sveto Kobal : Erinnerungen
an Tone Dolinšek, in : Filipič, Slowenen in Mauthausen, S. 134–136.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurück zum
Buch Deportiert nach Mauthausen, Band 2"
Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen