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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 270 -
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270 | Barbara N. Wiesinger immer als unzureichend erforscht gelten kann.6 Dabei ist ein biografisch orientierter Zugang hervorragend geeignet, unterschiedliche Perspektiven auf Besatzung, Kolla- boration, Widerstand und Repression in Serbien sichtbar zu machen und so zu einem differenzierten Bild der Kriegsjahre 1941 bis 1945 beizutragen. In diesem Beitrag werden erzählte Lebensgeschichten dementsprechend als struktu- rierte Selbstbilder aufgefasst, in die vor allem diejenigen Erlebnisse und Erfahrungen Eingang finden, die für die Identität des «Biografen», also des Erzählers oder Zeitzeu- gen, wichtig waren und sind. Die biografischen Erzählungen der Überlebenden wer- den damit nicht rein instrumentell als Datenquelle zu ansonsten nicht dokumentierten Ereignissen behandelt, sondern als soziales Gebilde, das sowohl soziale Wirklichkeit als auch Erfahrungs- und Erlebniswelten von Subjekten konstituiert und sich in dem dialektischen Verhältnis von lebensgeschichtlichen Erlebnissen und Erfahrungen ei- nerseits und gesellschaftlich angebotenen Mustern andererseits ständig transformiert bzw. affirmiert.7 Nationalsozialistische Südosteuropapolitik, 1933–1941 Seit Mitte der 1930er Jahre strebte das nationalsozialistische Deutsche Reich nach Kontrolle über kriegswichtige südosteuropäische Rohstoffressourcen und erlangte dank günstiger Handelsverträge bis zum Ende der Dekade die ökonomische Vorherr- schaft in der Region.8 Insbesondere in Hinblick auf den Krieg gegen Großbritannien sowie den bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion versuchte das Reich ab 1940 außerdem, sich die politische und militärische Unterstützung der Balkanstaaten zu si- chern.9 Angesichts der Schwäche seiner Verbündeten und seiner regionalen Isolation trat Jugoslawien am 25. März 1941 dem Dreimächtepakt bei. Besonders in Serbien re- agierten Teile der Eliten und der Bevölkerung empört auf das Bündnis mit dem eins- tigen Kriegsgegner : In Belgrad und andernorts fanden Demonstrationen statt, bei de- nen kämpferische Parolen wie zum Beispiel «Besser Krieg als Pakt» skandiert wurden. Am 27. März 1941 stürzten vom britischen Geheimdienst unterstützte Offiziere die 6 Die internationale Südosteuropaforschung hingegen arbeitet zunehmend auch mit Oral History. Vgl. z. B. Silvija Kavčić : Überleben und erinnern. Slowenische Häftlinge im Frauen-Konzentrationslager Ravens- brück, Berlin 2006. 7 Vgl. Gabriele Rosenthal : Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen, Frankfurt a. M./New York 1995, S. 12. 8 Vgl. Holm Sundhaussen : Wirtschaftsgeschichte Kroatiens im nationalsozialistischen Großraum 1941– 1945. Das Scheitern einer Ausbeutungsstrategie, Stuttgart 1983 (Studien zur Zeitgeschichte, 23), S. 20–49. 9 Vgl. Hans Knoll : Jugoslawien in Strategie und Politik der Alliierten 1941–1943, München 1986 (Südost- europäische Arbeiten, 82), S. 53 u. 58 ; Jozo Tomasevich : War and Revolution in Yugoslavia. Vol. 1 : The Chetniks, Stanford 1975, S. 32–33. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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