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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 276 -
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276 | Barbara N. Wiesinger gemeinsamen Kampf gegen die Fremdherrschaft. Ihr bewaffneter Arm, die Volksbe- freiungsarmee (Narodnooslobodilačka vojska, NOV), suchte die Besatzer durch Sabo- tage und Guerillakrieg zu schwächen.46 Im Herbst 1941 konnten die Partisanen große Gebiete in Westserbien unter ihre Kontrolle bringen.47 Bis Jahresende gelang es Ge- neral Böhme jedoch, die Hauptstreitmacht der Volksbefreiungsarmee gewaltsam aus Serbien zu verdrängen.48 In den folgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt des bewaffneten Widerstands nach Bosnien-Herzegowina und Montenegro, während in Serbien vornehmlich ziviler Widerstand geleistet wurde. Gefassten Aktivistinnen und Aktivisten drohten dafür Lagerhaft, Zwangsarbeit oder Hinrichtung. Die Verantwortung für den Okkupationsterror in Serbien lag eindeutig bei den deutschen Entscheidungsträgern. Zur Eskalation der Gewalt trug aber auch der Wider- stand bei. Als sich im Sommer und Herbst 1941 Zusammenstöße zwischen Aufstän- dischen und Besatzern häuften, reagierte die Wehrmacht mit brutalen Vergeltungs- maßnahmen, um die einheimische Bevölkerung einzuschüchtern. General Böhme, der im September 1941 mit dem Auftrag, den Aufstand niederzuschlagen, nach Serbien geschickt wurde, hinterließ dort eine blutige Spur : Zwischen Oktober und Dezember 1941 fielen ca. 25.000 Menschen deutschen Repressalien zum Opfer.49 Besonders her- vorzuheben sind die Massaker von Kraljevo und Kragujevac, bei denen im Herbst 1941 Tausende Zivilisten ermordet wurden, um deutsche Verluste zu «rächen».50 Erst mit dem zunehmend für das Deutsche Reich ungünstigen Kriegsverlauf und dem dadurch immer dringlicher werdenden Bedarf an Arbeitskräften für die (Kriegs-)Industrie gin- gen die Besatzer dazu über, tatsächliche oder vermeintliche Widerstandsaktivisten und -aktivistinnen sowie Geiselhäftlinge nicht mehr umstandslos zu ermorden, sondern zur Zwangsarbeit für das bzw. im Reich heranzuziehen.51 Der systematischen Ermordung preisgegeben war hingegen die jüdische Bevölke- rung des «Militärverwaltungsgebiets Serbien». General Böhme bestimmte neben (tat- sächlichen oder vermeintlichen) Kommunisten vor allem Juden zu Opfern seiner «Ver- geltungsmaßnahmen», wie folgender Befehl illustriert : 46 Vgl. Milija Stanišić : Idejne osnove i razvojni procesi vojne organizacije NOR-a Jugoslavije [Ideelle Grund lagen und Entwicklungsprozesses der militärischen Organisation des jugoslawischen Volksbefrei- ungs kriegs], in : Fabijan Trgo (Hg.), Oslobodilačka borba naroda Jugoslavije kao opštenarodni rat i soci- jalistička revolucija [Der Befreiungskrieg der Völker Jugoslawiens als allgemeiner Volkskrieg und sozia- listische Revolution], Beograd 1977, Bd. 2, S. 7–18, hier 13–17. 47 Vgl. Venceslav Glišić : Užička republika [Die Republik von Užice], Beograd 1986 (Biblioteka Istorija). 48 Vgl. Manoschek, «Serbien ist judenfrei», S. 149–154. 49 Vgl. ebd., S. 186. 50 Vgl. Walter Manoschek : Kraljevo  – Kragujevac  – Kalavryta. Die Massaker der 717. Infanteriedivision bzw. 117. Jägerdivision am Balkan, in : Loukia Droulia/Hagen Fleischer (Hg.), Von Lidice bis Kalavryta. Widerstand und Besatzungsterror. Studien zur Repressalienpraxis im Zweiten Weltkrieg, Berlin 1999 (Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939–1945, 8), S. 93–104. 51 Vgl. Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 187–188 ; Schlarp, Wirtschaft und Besatzung, S. 209–210. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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