Seite - 277 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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277«Da
hat der Leidensweg erst begonnen …» |
«Als Repressalie und Sühne sind sofort für jeden ermordeten deutschen Soldaten 100 serbi-
sche Häftlinge zu erschießen. Der Chef der Militärverwaltung wird gebeten, 2100 Häftlinge
in den Konzentrationslagern Šabac und Belgrad (vorwiegend Juden und Kommunisten) zu
bestimmen und Ort, Zeit sowie Beerdigungsplätze festzulegen.»52
Noch im Lauf des Jahres 1941 fiel ein Großteil der im «Militärverwaltungsgebiet Ser-
bien» ansässigen männlichen Juden solchen Geiselerschießungen zum Opfer.53 In die-
sem Fall diente das Schlagwort von der Widerstandsbekämpfung zur Bemäntelung ei-
nes Genozids, dessen Endpunkt die Vergasung jüdischer Frauen und Kinder im ersten
Halbjahr 1942 darstellte.54
Deutsche Lager in Serbien
Während des Zweiten Weltkriegs bestanden im besetzten Jugoslawien 71 KZ-ähnliche
Lager und 329 Gefängnisse, in denen Verfolgte der Besatzungs- und Kollaborations-
regime inhaftiert waren.55 Die zentralen Lager in Serbien, aus denen zwischen Herbst
1942 und Herbst 1944 auch Transporte nach Mauthausen abgingen, waren Banjica
(Anhaltelager Dedinje) sowie Sajmište (Judenlager bzw. Anhaltelager Semlin).56 Wei-
tere große Lager gab es in Šabac und Niš.57
Das Lager Banjica wurde im Frühsommer 1941 in einer ehemaligen Kaserne im
Großraum Belgrad eingerichtet.58 Es unterstand zwar deutschem Kommando, die Ver-
waltung oblag jedoch der serbischen Spezialpolizei. Die Bewachung erfolgte ursprüng-
lich durch die Serbische Staatswache, ab 1943 übernahmen deutsche Polizeikräfte diese
52 Befehl vom 2. 10. 1941, NOKW–192, zit. nach : Holm Sundhaussen : Geschichte Serbiens. 19.–21. Jahr-
hundert, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 325. Ähnliche Befehle ebd., S. 323 u. 326.
53 Vgl. Walter Manoschek : Serbien : Partisanenkrieg und Völkermord, in : Wolfgang Benz et al. (Hg.), An-
passung – Kollaboration – Widerstand. Kollektive Reaktionen auf die Okkupation, Berlin 1996 (Natio-
nalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939–1945, 1), S. 131–143 ; ders.: «Gehst mit Juden erschie-
ßen ?» Die Vernichtung der Juden in Serbien, in : Hannes Heer/Klaus Naumann (Hg.), Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944, Hamburg 21995, S. 39–56 ; Christopher Browning : Fateful
Months. Essays on the Emergence of the Final Solution, New York/London 1985, Kap. 2.
54 Vgl. Manoschek, «Serbien ist judenfrei», Kap. V ; Browning, Fateful Months, Kap. 4.
55 Vgl. Petranović, Revolucija, Bd. 1, S. 253.
56 Vgl. Miodrag Milić : Jugosloveni u KL Mauthauzen [Jugoslawen im KZ Mauthausen], Beograd 1992 (Stra-
danja i otpori, 9), S. 10. Einen Überblick über die Lager in Serbien gibt Holm Sundhaussen : Serbien, in :
Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Bd. 9 : Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugend-
schutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager, München 2009, S. 337–353.
57 Zum Lager Šabac vgl. Manoschek, «Serbien ist judenfrei», S. 60–66 ; zum Lager Niš vgl. Miroslav M. Mi-
lovanović : Nemački koncentracioni logor na Crvenom Krstu u Nišu i streljanja na Bubnju [Das deutsche
KZ Crveni Krst in Niš und die Erschießungen in Bubanj], Beograd/Niš 1983 ; Zoran Milentijević : Logor
Crveni Krst [Das Lager Crveni Krst], Niš 1986.
58 Vgl. Begović, Banjica, Bd. 1, S. 30.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen