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281«Da
hat der Leidensweg erst begonnen …» |
Fünf Wege nach Mauthausen
Die Interviewsammlung des MSDP enthält 25 Interviews in serbischer Sprache.83
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Interviews wurden mit Personen geführt, die als Aktivisten bzw. Sympathisanten der
Volksbefreiungsbewegung verfolgt wurden. Aus dieser Gruppe wurden die Lebens-
geschichte des ostserbischen Partisanen Vlada Buljubaša sowie jene des Belgrader
SKOJ- Mitglieds (Savez komunističke omladine Jugoslavije – Bund der kommunis-
tischen Jugend Jugoslawiens) Ljubomir Zečević ausgewählt. Weiters wurden zwei Akti-
visten der Ravna-Gora-Bewegung interviewt ; einer davon, der Belgrader Pavle Milo-
še vić, wird hier detaillierter vorgestellt. Aus den sechs Interviews mit Geiselhäftlingen
wird beispielhaft die Biografie von Vladimir Jovanović aus Südserbien herausgegriffen.
Schließlich wird anhand der Lebensgeschichte von Ivan Herman, einem Juden aus
der nordserbischen Vojvodina, auf die nur mit einem Interview vertretene Gruppe
der rassistisch Verfolgten eingegangen.84 Diese Auswahl erlaubt es, Ähnlichkeiten bzw.
Unterschiede in den Erfahrungen sowohl der einzelnen Überlebenden selbst als auch
ansatzweise der durch sie repräsentierten Häftlingsgruppen herauszuarbeiten. Der
Schwerpunkt liegt dabei auf den Etappen Vorgeschichte, Verhaftung, «Lagerkarriere»
außerhalb des Deutschen Reichs, Deportation nach und Ankunft in Mauthausen.85
Der 1916 in einer Majdanpeker Bergarbeiterfamilie geborene Vlada Buljubaša, ein
gelernter Schneider und begeisterter Hobbyfußballer, schloss sich nach seiner Entlas-
sung aus kurzer Kriegsgefangenschaft im Sommer 1941 einer ostserbischen Partisanen-
gruppe an. Ende 1941 wurde er von Tschetniks gefangen genommen und an die Besat-
zer ausgeliefert. Nach einigen Monaten Aufenthalt in den Lagern Staro Sajmište und
Banjica wurde er im Oktober 1942 mit dem ersten Massentransport aus Serbien nach
Mauthausen deportiert.86 Vlada Buljubaša blieb bis zur Befreiung im Stammlager, wo
er im Steinbruch, in verschiedenen Baukommandos sowie in der Häftlingsschneiderei
arbeiten musste. Er wurde außerdem für medizinische Experimente missbraucht und
bei der Entschärfung von Bomben eingesetzt. Nach der Rückkehr nach Serbien ver-
sorgte Vlada Buljubaša seine große Familie unter anderem durch Arbeit im Majdan-
83 Folgende Interviews liegen transkribiert und übersetzt vor : AMM, MSDP, OH/ZP1/667 (Vlada Bulju-
baša), OH/ZP1/673 (Nikola Jovanović), OH/ZP1/674 (Vladimir Jovanović), OH/ZP1/676 (Pavle Milo-
šević), OH/ZP1/682 (Borislav Pavlović) und OH/ZP1/687 (Ljubomir Zečević) ; nur transkribiert wurde
das Interview OH/ZP1/681 (Obrad Papić).
84 Ein weiteres Interview (AMM, MSDP, OH/ZP1/675) dokumentiert die Lebensgeschichte des fälschli-
cherweise des Widerstands beschuldigten Boris Krmpotić.
85 Die Lagererfahrung selbst sowie deren biografische Be- bzw. Verarbeitung werden in späteren Beiträgen
thematisiert.
86 Vgl. AMM, MSDP, OH/ZP1/667, Interview mit Vlada Buljubaša, Interviewer : Vuk Matijašević, Majdan-
pek, 11. 2. 2003, Übersetzung (17. 10.) ; Begović, Banjica, Bd. 1, S. 213 (18. 10.) ; Milić, Jugosloveni, S. 66
(18. 10.). Die Datumsangaben des Biografen sind generell widersprüchlich, weshalb sie im Folgenden
weitgehend ausgelassen werden.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen