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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 310 -
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310 | Katrin Auer Ankunft im Lager Nicht mit Zahlen, Daten und Fakten, sondern mit den ersten Eindrücken vom Konzen- trationslager Mauthausen und seiner Umgebung, die in den Erinnerungen der Über- lebenden haften geblieben sind, soll diese Darstellung der Geschichte Griechenlands während des Zweiten Weltkrieges und des Schicksals der jüdischen wie nichtjüdischen Bevölkerung unter deutsch-bulgarisch-italienischer Okkupation enden. Iakovos Kambanellis kam als Zivilarbeiter freiwillig nach Wien und war bei dem Versuch, mit gefälschten Papieren von Österreich in die Schweiz zu gelangen, im Herbst 1942 in Tirol verhaftet worden und über das Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf im Herbst 1943 nach Mauthausen gekommen : «Ich kam aus einer kleinen Hölle, klein, aus dem ersten Lager. Es gab die Hölle des Waggons, des gottverschlossenen Waggons, des finsteren, die Todesangst, wo wir jetzt hinfahren, wo sie uns hinbringen. Durch die Bahnhöfe durchfahrend, wo er stehenblieb, weil es, so scheint es, auch andere Waggons gab, normale, und wir hörten von draußen die freundschaftlichen Unterhaltungen der Österreicher, das heißt, das Leben. Aber das in Wirklichkeit Schmerz- hafte für mich war, als wir das Dorf von Mauthausen durchfahren haben, es war ein Dorf, Mauthausen, und das Lager auf einem Hügel, der schon außerhalb des Dorfes liegt. Als wir vorbeigefahren sind zwischen den Geschäften, den Häusern, den Gemüseläden, den Lebens- mittelgeschäften, den Friseurläden. Sie haben uns auch nicht viel Beachtung geschenkt, wo die Passanten stehengeblieben sind, die Einheimischen also. Sie waren sicherlich gewöhnt, so scheint es, an derartige Aufmärsche. Man spürte das Alltagsleben, das Leben, das regelmä- ßige Leben so nah --- aber auch sehr, sehr, sehr fern.»83 Theodoros Kokolakis wurde im Februar 1944 verhaftet, weil er als Partisan auf Kreta gegen die deutschen Besatzer gekämpft haben soll. Er erreichte Anfang Mai 1944  – nach Haftaufenthalten im Agiá-Gefängnis auf Kreta, im Averoff-Gefängnis in Athen und im Sammellager Banjica bei Belgrad  – das Konzentrationslager Mauthausen : «In Mauthausen war ein großer Bahnhof. Daran erinnere ich mich, als würde ich es jetzt se- hen. Am Bahnhof von Mauthausen halten sie an und lassen uns aus den Waggons raus. Dort waren Menschen versammelt, Zivilisten, Frauen, Kinder, Alte, Männer. Die Soldaten sagten ihnen, dass das Griechen, Kreter sind, dass wir von Kreta sind, Partisanen von Kreta, und sie griffen nach Holzstücken und warfen sie nach uns, auch Steine warfen sie und beschimpften uns.»84 83 AMM, MSDP, OH/ZP1/625, Interview Kambanellis, Z. 229–244. 84 AMM, MSDP, OH/ZP1/622, Interview mit Theodoros Kokolakis, Interviewer : Gregorios Psallidas, Kon- domari, 29. 10. 2002, Teilübersetzung, Z. 188–193. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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