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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 317 -
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317Schicksale der Häftlinge aus der Sowjetunion | schen oft viel gespaltener, weil sie unter der deutschen Besatzung einige Monate noch irgendwie (natürlich im Vergleich zu den Kriegsgefangenen) «normal» existierten. Die dritte große Gruppe waren die sogenannten politischen Häftlinge, die in den meisten Fällen wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Widerstandsaktivitäten, etwa in kommunistischen Untergrundorganisationen oder in Form von Partisanenunter- stützung, in den besetzten Territorien von der Ortspolizei gefasst, in Gestapogefäng- nisse gesteckt und in die Konzentrationslager deportiert wurden. In einigen Fällen gingen solche Transporte zuerst nach Auschwitz, Sachsenhausen oder Ravensbrück und die Deportierten kamen erst durch weitere Verlegungen nach Mauthausen bzw. in eines der Mauthausener Außenlager. Diese dritte Gruppe umfasste einerseits junge Leute aus städtischen Milieus in Russland und in der Ukraine sowie Familienangehö- rige von kommunistischen Aktivisten und Funktionären, die in irgendeiner Form mit realen Formen des Widerstands im Zusammenhang standen. Andererseits handelte es sich um hauptsächlich junge Dorfbewohner in Weißrussland, die wegen der Verbin- dung zu den Partisanen gefasst wurden. Die Zahl der sowjetischen weiblichen Häftlinge im Mauthausen-System war rela- tiv gering.6 Die meisten von ihnen waren entweder Zwangsarbeiterinnen, die wegen Fluchtversuchen oder Sabotage in die Konzentrationslager kamen, oder «Politische», die wegen Widerstand und Verbindung mit Partisanen deportiert wurden. Nach Maut- hausen kamen die meisten der befragten Frauen aus dieser Gruppe über Auschwitz und Ravensbrück. Unter den Mauthausener Häftlingen aus der Sowjetunion gab es praktisch keine Ju- den, da die jüdische Bevölkerung schon in den ersten Wochen und Monaten der deut- schen Besatzung Opfer der Vernichtung geworden war. Ghettos, die es hauptsächlich in Weißrussland gab, wurden relativ schnell liquidiert  – viele schon bis Anfang 1942. Und unter den Kriegsgefangenen überlebten nur diejenigen, denen es gelang, ihre jü- dische Identität zu verbergen und sich einen falschen Namen und eine falsche Natio- nalität zuzulegen.7 Aber auch manche nichtjüdischen Häftlinge änderten ihre Namen, Nationalitäten und Geburtsjahrgänge. Das geschah, lange bevor sie nach Mauthausen eingeliefert wurden : schon bei der Gefangennahme, bei der Deportation oder nach missglückten Fluchtversuchen. Eine wesentliche Ursache falscher Identitätsangaben lag in der Angst sowohl vor den Deutschen als auch vor den eigenen Leuten. Aus Angst, von den Deutschen als Kommunist erkannt zu werden, wurden Komsomol- Mitgliedsbücher oft zerrissen oder vergraben. In den Augen der sowjetischen Organe 6 Von den im Rahmen des MSDP Befragten waren zehn Prozent Frauen. 7 Vgl. die Memoiren von Sofia Anvaer : Krovotochit moia pamiat. Iz zapisok studentki-medichki [Meine blutende Erinnerung. Aufzeichnungen einer Medizinstudentin], Moskvu 2005 (Chelovek na obochine voiny [Der Mensch am Nebenweg des Krieges]), S. 20. Zu ihrem Bericht siehe Roger D. Markwick : «A Sacred Duty». Red Army Women Veterans Remembering the Great Fatherland War, 1941–1945, in : Aus- tralian Journal of Politics and History 54.3 (2008), S. 403–420. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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