Seite - 339 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
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339Schicksale
der Häftlinge aus der Sowjetunion |
Nach Mauthausen
Grigori Iwantschuk, der Anfang 1942 in der Nähe von Kiew verhaftet worden war und
über Gefängnisse in Krementschuk, Lemberg und Krakau im Mai 1942 schließlich in
Graz landete, berichtet ĂĽber seinen weiteren Weg nach Mauthausen :
«Man hat Fotos von mir gemacht von recht und von links … und am zweiten Tag nach [Wie-
ner] Neustadt, Wien … ein riesiges Gefängnis … dort auch zwei Tage und dann Mauthau-
sen … Und da hat man uns in solche schwarze … 15 bis 20 solche Autos. Die Donau entlang
und in die Waggons und nach Mauthausen.»51
Miron Abramow blieb etwa eine Woche in Gestapohaft in Weimar, dann wurde er zu-
sammen mit einem Mithäftling zum Bahnhof gebracht, wo bereits ein Waggon mit
anderen Häftlingen wartete. Die Fahrt ging nach Prag, wo sie am Abend ankamen und
wieder in ein Gefängnis gebracht wurden.
«In der Früh steckte man uns wieder ins Auto und brachte uns wieder zum Bahnhof, wieder
in den Waggon und wieder fuhren wir weiter. Da sind schon GerĂĽchte aufgekommen, dass
man uns nach Ă–sterreich, in das KZ Mauthausen bringt. Es war hell drauĂźen, wir sahen,
dass die Bahnhöfe deutsche Namen hatten. An Wien sind wir vorbeigefahren und auch an
Linz, glaube ich. Abends kamen wir bei diesem Bahnhof an und mussten aussteigen. Ich
muss sagen, unterwegs haben die Ă–sterreicher uns Brot zu den Fenstern hereingeworfen und
auch andere Lebensmittel, was sie hatten, haben sie auch geworfen. Aber sonst hat man uns
natürlich unterwegs nicht ernährt. Damals haben wir gesagt : Seht doch, Deutsche, und wir
dachten damals, das sind die Deutschen, aber sie haben auch MitleidÂ
… Werfen uns Essen zu,
obwohl überall Polizisten mit Knüppeln stehen.»52
Das ist in vielen Erzählungen eine Zäsur, die von groĂźer Bedeutung istÂ
– denn die erste
Begegnung mit dem KZ Mauthausen hinterlässt einen schrecklichen Eindruck – es
wird bewusst, dass das eine Endstation – der letzte Kreis der Hölle sein kann.
Zusammenfassung
Zusammenfassend fĂĽr das Thema kann man sagen, dass dieser Weg fĂĽr alle Kategorien
der Häftlinge ein langer war, der für die meisten über zahlreiche Zwischenstationen
führte. Nur der Weg der politischen Häftlinge war manchmal etwas kürzer, da sie auf
51 AMM, MSDP, OH/ZP1/643, Interview mit Grigori Wassiljewitsch Iwantschuk, Interviewerin : Tatjana
Askeri, Twerskaja, 18. 9. 2002, Transkript, Z. 269–279.
52 AMM, MSDP, OH/ZP1/653, Interview Abramow, Z. 121–130.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen