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Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 350 -
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350 | Imke Hansen Erleichterung der Lebenssituation ganzer Familien auch für die lokale Bevölkerung ein entscheidendes Motiv für Kollaboration. Von politischen Motiven sei nur in der Westukraine auszugehen, nicht aber unter dem ostukrainischen, deutlich härteren Be- satzungsregime, so Golczewski.35 Aus der Ukraine nach Mauthausen Im Lagerkomplex Mauthausen waren verhältnismäßig viele Häftlinge inhaftiert, die aus der Ukraine stammten. Da sie allerdings nicht als Ukrainer erfasst wurden, son- dern in verschiedenen Häftlingskategorien aufgingen, ist es nicht möglich, genaue Zahlen zu nennen. Nur bei wenigen Transporten lässt sich nachvollziehen, aus welcher Stadt oder Region die Deportierten kamen. Während die Häftlingsevidenz von Mauthausen bei den Sowjetbürgern und Sowjet- bürgerinnen nur zwischen «sowjetischen Kriegsgefangenen», «Zivilrussen» und «poli- tischen Russen» unterscheidet, waren die tatsächlichen Haftgründe der Verfolgten deutlich komplizierter. Im Groben kann zwischen Kriegsgefangenen, auffällig gewor- denen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, politisch und rassistisch Verfolgten unterschieden werden, wobei jede dieser vier Kategorien mehrere «typische» Wegver- läufe aufweist. Sowjetische Kriegsgefangene, darunter auch Ukrainer, gelangten auf drei verschie- dene Arten nach Mauthausen : Ab Oktober 1941 kamen sie in registrierten Transpor- ten nach Mauthausen und wurden dort im sogenannten «Russenlager» untergebracht, das sich zunächst in den Baracken 16 bis 19 befand. Später wurde das unterhalb des Stammlagers gebaute Sanitätslager «Russenlager» genannt. Zwischen März 1944 und Februar 1945 wurden im Rahmen der «Aktion  K» ca. zwei- bis fünftausend Menschen zur sofortigen Ermordung nach Mauthausen geschickt, mehrheitlich sowjetische Kriegsgefangene.36 Der dritte Weg von Kriegsgefangenen nach Mauthausen führte über die Kriegsgefangenenlager, wo Kriegsgefangene rekrutiert wurden und in diesem Zuge in die Kategorie der zivilen Zwangsarbeiter wechselten. Die Mehrheit der in Mauthausen als «russische Zivilarbeiter» (RZA) registrierten Sowjetbürger und Sowjetbürgerinnen waren ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangs- arbeiterinnen. Die sogenannten «Ostarbeiter» wurden in ihrer Heimat zunächst als 35 Ebd., S. 174. Zur Motivation, sich freiwillig zur Polizei zu melden, siehe auch Dean, The «Local Police», S. 422–423. 36 Siehe Andreas Kranebitter : Zahlen als Zeugen. Soziologische Analysen zur Häftlingsgesellschaft des KZ Mauthausen, Wien 2014 (Mauthausen-Studien, 9), S. 170, der eine Mindestzahl von 2040 und eine Höchstzahl von 5040 «K-Häftlingen» errechnet hat. Kranebitter stützt sich dabei v. a. auf Matthias Kal- tenbrunner : Flucht aus dem Todesblock. Der Massenausbruch sowjetischer Offiziere aus dem Block  20 des KZ-Mauthausen und die «Mühlviertler Hasenjagd». Hintergründe, Folgen, Aufarbeitung, Innsbruck/ Wien/Bozen 2012 (Der Nationalsozialismus und seine Folgen, 5), S. 52–77. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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