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14 i. Einführung
Wenn auch zu Beginn die Musik das film unerfahrene Publikum in dem unheimlichen
Dunkel des Kinosaales beruhigen sollte, hat Kurt London noch einen dritten wichtigen
Aspekt aufgezeigt, warum seit den frühesten Anfängen der Stummfilmzeit auf beglei-
tende Musik nicht verzichtet werden konnte.
„The reason which is aesthetically and psychologically most essential to explain the need of
music as an accompaniment of the silent film, is without doubt the rhythm of the film as
an art of movement. We are not accustomed to apprehend movement as an artistic form
without accompanying sounds, or at least audible rhythms. Every film that deserves the
name must possess its individual rhythm which determines its form ... It was the task of
the musical accompaniment to give it auditory accentuation and profundity."6'
Am 28. Dezember 1895 starteten die Gebrüder Lumiere einen ersten Versuch, wie sich
die Musik gewinnbringend für die Filme einsetzen ließ. So erkannte man mit der Zeit,
dass die Filme durch die Musik für das Publikum einen gesteigerten Unterhaltungswert
bekamen. Man begann also, mehr und mehr Augenmerk auf die Musik zu richten, die
zu den Filmen gespielt werden sollte. 1919 wurde mit Giuseppe Becces Kinobibliothek
erstmals ein Werk veröffentlicht, in dem Musikstücke gesammelt und nach ihrer Ver-
wendung für Filme sortiert wurden. Diese wurden nach Stimmungen und Tempi geord-
net und konnten so von den Filmtheatern verwendet werden. So gab es Stücke für dra-
matische Verfolgungen ebenso wie lyrische Szenen. Die meisten dieser Stücke waren von
Becce selbst komponiert.
Die Nachfrage nach guter Musik wuchs beständig. So begann man, auf die alten
Meister zurückzugreifen, oder, wie es Max Winkler, der erste, der in den USA systema-
tisch Musik für Stummfilme sammelte, ausdrückte:
„In desperation we turned to crime ... We began to dismember the great masters. We
began to murder the works of Beethoven, Mozart, Grieg, J. S. Bach, Verdi, Bizet, Tschai-
kowsky and Wagner — everything that wasn't copyrighted from our pilfering.<<7
In den großen Metropolen entstanden Kinopaläste mit herausragenden Orchestern, die
live zu den Filmen spielten. Hanns Eisler zitiert hier wieder Kurt London, der das Ende
der Stummfilmzeit beschrieb:
6 Zit. in: Roy Prendergast: Film Music — a neglected art. WW Norton & Company. New York, 1992.
S.4
7 Zit. in: Roy Prendergast: Film Music — a neglected art. S. 10.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien