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i .i. Vom Stummfilm zum Tonfilm JJ
Stummfilmstars ließ der überwältigende Erfolg der sogenannten Talkies beim Publikum
die Zahl der Tonfilmkinos in kürzester Zeit auf das Zehnfache ansteigen, von etwa 500
im Juli 1928 auf über 5000 im Juli 1929. r'J
Dass diese Filme Talkies genannt wurden, liegt daran, dass die Musik in diesen noch
eine eher untergeordnete Rolle spielte. Da zu Beginn der Tonfilmzeit das Tonband noch
nicht erfunden war, konnten die Tonspuren nicht nacheinander aufgenommen werden.
So musste ein Orchester aus dem Off live zu den Aktionen der Schauspieler spielen. Da-
her war die Musik aus rein praktischen Gründen zunächst nur Titel- oder Schlussmusik,
wo es keine Aktionen gab, oder man beschränkte sich auf Songs oder Nachtclubmusik.
So arbeitete auch Steiner zu Beginn seiner Zeit in Hollywood noch nicht wirklich als
Komponist. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, Musik für die Filme aus dem Fun-
dus auszusuchen. Dieses Aussuchen der sogenannten stock music war noch ein Relikt aus
der Stummfilmzeit. Als langsam mehr und mehr Tonfilme produziert wurden, ging man
dazu über, neben dieser stock music für die betreffenden Filme auch neu komponieren zu
lassen, Einleitungen, Überleitungen und ähnlich funktionale Musik. Dabei wurde darauf
geachtet, dass der Zuschauer immer sah, wo die Musik herkam. Meistens wurde sie, so
hat es Steiner 1967 in seinem Aufsatz Scoring the Film beschrieben, aktiv in die Hand-
lung eingebaut.
„At this time, music for dramatic pictures was only used when it was actually required by
the Script. A constant fear prevailed among producers, directors and musicians, that they
would be asked — where does the music come from? Therefore, they never used music
unless it could be explained by the presence of a source like an orchestra, piano player,
phonograph or radio, which was specified in the Script."14
Diese Vorgehensweise war praktischer Natur, denn man wollte die Zuschauer nicht noch
zusätzlich durch die Musik verwirren. Da also darauf zu achten war, dass stets die Quelle
der Musik im Film zu sehen war, hatten die Filmemacher, so Steiner weiter in seinem
Aufsatz, bisweilen auch recht unorthodoxe Ideen, dies zu bewerkstelligen.
„Many stränge devices where used to introduce the music. For instance, a love scene might
take place in the woods, and in order to justify the music thought necessary to accompany
it, a wandering Violinist would be brought in for no reason at all. Or, again, a shepherd
13 Vgl. Maas/Schudack. S. 21.
14 Max Stdner: Scoring the Film,. Aus: We make the Movies. Norton Press, 1967. Zit. in: Max Steiner
Music Society Newsletter #36. Herbst 1973. S. 3.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien