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1.2. Fümmusiktechnik 49
Mit Richard Wagner hat die Entwicklung des Musiktheaters ihren Höhepunkt und
Abschluss gefunden. Die neue Kunstform, die die Idee des Gesamtkunstwerks in das 20.
Jahrhundert hinübertrug, war der Film. Es ist naheliegend, dass auch wesentliche Gestal-
tungsmittel Wagners hier ihre Entsprechung und Fortsetzung fanden. Doch nicht erst die
Filmmusik bedient sich dankbar dieser Methode. Schon Rimskij-Korsakow (1844-1908)
hat sich in der Arbeit an seinen Bühnenwerken intensiv mit Wagner auseinandergesetzt.63
Es ist also festzuhalten, dass sich im Laufe der Zeit die Verwendung von Leitmotiven
zu einem unabdingbaren Stilmittel der dramatischen Musik entwickelt hat. Der Film-
komponist Norbert Jürgen Schneider listet analog ihrer Entwicklung drei verschiedene
Grundtypen von Leitmotiwerwendungen auf. Diese Entwicklung der Leitmotivtechnik
ist dem Komponisten zufolge in ihrer Gesamtheit in den Filmmusiken wiederzufinden.
„1. Beim Motivzitat handelt es sich um ein wiederholt unverändert erscheinendes Thema oder
thematisches Motiv. Dieses ist als identisch mit dem bei Carl Maria von Weber anzutreffen-
den ,Erinnerungsmotiv' anzusehen. Pauli würde in diesem Falle von,Kennmelodie' sprechen.
2. Bei der idee fixe findet man psychologische Variantenbildungen in Abhängigkeit von
den in der Handlung dargestellten Leidenschaften. Ahnvater ist hierbei Hector Berlioz.
3. Die Verwendung der voll entwickelten Leitmotivtechnik fuhrt zu einem musikalischen
Geflecht, das fast den gesamten musikalischen Satz bestimmt. Man findet diese Leitmo-
tiwerwendung z. B. im Ring des Nibelungen von Richard Wagner."64
Bei der näheren Betrachtung der Musik zu Casablanca wird man sehen, dass Steiner die
Leitmotive in der Tat vielschichtig benutzt, sei es als reines Zitat, als idee fixe oder als
durchkomponiertes Leitthema.
Leitmotivtechnik in der Filmmusik
„Das Leitmotiv im Film wird ... zu einem Gestaltungsmittel, um dem Stimme zu ver-
leihen, was die Darsteller nicht aussprechen: Erinnerungen an Geschehenes, Ahnungen
kommenden Geschehens" (Hanns Eisler). 6</
63 Vgl. www.uni-leipzig.de: Abram Akimowitsch Gosenpud: Die Legende von der unsichtbaren Stadt
Kitesch von Nikolai Rimskij-Korsakow und Parsifal von Richard Wagner.
64 Norbert Jürgen Schneider. Zit. in: Claudia Bullerjahn: Grundlagen der Wirkung van Filmmusik. S. 89.
65 Zit. in: Wolfgang Thiel: Filmmusik in Geschichte und Gegenwart. S. 79.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien