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Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971
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1.3. Filmmusik und das Musiktheater 6y Hinzu kommt natürlich der Einfluss Wagners, der mit seinem Musiktheater die mu- sikalischen Formeln der Leitmotivik und der suggestiven Harmonik geprägt hat. Schön- berg schreibt in seiner Harmonielehre, dass das Fehlen von funktionsharmonischen Strukturen ein Erkennungsmerkmal der romantischen Oper sei: „Denn die einzige musikalische Kunstform, die ein solches [tonales; d. A.] Zentrum nicht hat, die Oper, ist bloß ein Beweis für die andere Möglichkeit: für die aufgehobene Tonalität."106 Diese Verwendung von musikdramatischen Gestaltungsmitteln, wie die einerseits vielge- staltige motivische Arbeit mit mehreren klar zugeordneten musikalischen Leitmotiven, die Kunst der Verschmelzung und Überleitungen der Motive sowie der suggestive Ge- brauch der Harmonien rücken Richard Wagner in die Nähe der Rolle des Wegbereiters der modernen Filmmusik, eines Mediums, von dem er zu Lebzeiten selbstverständlich nicht einmal im Entferntesten annehmen konnte, dass dies jemals existieren würde. Die Bedeutung der Arbeit Richard Wagners für die Filmmusik hat Max Steiner selber einmal in einem Interview mit Tony Thomas recht eindeutig definiert. „Listen to the incidental scoring behind the recitatives in his operas. If Wagner had lived in this Century, he would be the Number One film composer."107 Es gibt natürlich strukturell bedingte Unterschiede. Als Filmkomponist hatte Steiner, anders als sein Vorbild Wagner, nicht mehrere Stunden Zeit, Handlung und Musik in epischer Breite oder undurchsichtiger Raffinesse voranzubringen, sondern hatte in kur- zen Takes von manchmal nur io bis 30 Sekunden diese dramaturgischen Aufgaben zu erfüllen. Um so mehr ist denn auch das musikalische Schaffen Steiners wie ein Destillat seiner europäischen Vorläufer zu sehen. Einerseits weist uns das Studium der Partitu- ren Wagners, aber auch Mahlers, Debussys oder Strawinskys den Weg zum Verständnis von Komponisten wie Steiner, Korngold oder Newman, die diese Kompositions- und Orchestrierungstechniken in einen neuen Kontext eingebunden haben. Andererseits ist die sinfonische Filmmusik, wie sie im Übrigen heutzutage wieder von Protagonisten wie John Williams komponiert wird, eine legitime Form der Weiterführung der modernen sinfonischen Musik, wenn auch, im Hinblick auf den auf rein kommerziellen Erfolg hin ausgerichteten Studiobetrieb in Hollywood, eine äußeren Zwängen unterworfene. 106 Arnold Schönberg: Harmonielehre. Universaledition, 1986. S. 445. 107 Zit. in: Tony Thomas: Max Steiner: Vienna, London; New York andFinally Hollywood. S. 19.
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Der Filmkomponist Max Steiner 1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Der Filmkomponist Max Steiner
Untertitel
1888 - 1971
Autor
Peter Wegele
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
302
Schlagwörter
Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
Kategorie
Biographien
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