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i.i. Maximilian Raul Walter Steiner 77
Am 12. September 1912 heiratete Max Steiner in Wien seine Verlobte Beatrice Tilt. Im
Dezember 1912 wurde er kurzfristig inhaftiert. Sein Vater und der Anwalt der Familie,
Dr. Karl Muck, hatten einer Möbelfirma eine ganzjährige Annonce in der Programm-
zeitung des Ronacher-Theaters verkauft. Da das Theater trotz aller Bemühungen Max
Steiners inzwischen geschlossen hatte, verklagte die Firma ihn als jetzigen Geschäftsfüh-
rer auf die Rückzahlung des Differenzbetrages. Steiner, der bei Abschluss des Vertrages
noch in England gewesen war, hatte dieses Geld nicht und musste ins Gefängnis. Im
Januar 1912 wurde er aus der Haft entlassen und statt seiner nun Karl Muck inhaftiert.
Das Ronacher-Theater hatte inzwischen eine neue Leitung und Steiner sah sich wiede-
rum mit der Situation konfrontiert, in Wien ohne Arbeit zu sein. Er beschloss, seiner
Geburtsstadt endgültig den Rücken zu kehren.
Clifford Fisher, ein Freund seines Vaters, engagierte ihn an das London Opera House.
Seine erste Arbeit dort war die Einstudierung der Revue Come Over Here von Louis
Hirsch, die in Amerika bereits mit großem Erfolg gelaufen war. Nachdem die Premi-
ere aufgrund technischer Schwierigkeiten verschoben werden musste, erhielt das Stück
am 19. April begeisterte Kritiken. Kurzfristig nahm Steiner das Pseudonym Phil Saxe an.
Weitere Werke Steiners wurden mit Erfolg aufgeführt. Am 9. Mai 1913 ernannte ihn die
London Opera House Dance School unter der Leitung von Theodore Kosloff zum musi-
kalischen Leiter.
Am 18. November spielte das London Opera House eine Benefizveranstaltung für die
olympische Stiftung unter der Schirmherrschaft des Duke of Westminster. Die Bekannt-
schaft und später auch Freundschaft mit dem Herzog sollte für Steiner bald von ent-
scheidender Bedeutung sein.
Am 30. November 1913 musste das London Opera House seine Pforten schließen,
kurz darauf, am 7. Februar 1914, gefolgt vom London Tivoli Theatre, einem Haus, in
dem Steiner ebenfalls viele Auftritte gehabt hatte. Eine neue Show, Doras Doze, mit Stei-
ner als musikalischem Leiter erhielt schlechte Kritiken. Steiner wurde nur zwei Wochen
nach der Premiere vom 6. Juli 1914 abgesetzt. Ein Versuch des Produzenten des Stücks,
Ned Wayburn, dieses nach Berlin zu verkaufen, wo inzwischen Steiners Onkel Franz
Steiner den Wintergarten leitete, scheiterte an der deutschen militärischen Aufrüstung.
Am 28. Juni 1914 erklärte Osterreich den Eintritt in den Ersten Weltkrieg. England
folgte am 4. August mit seiner Kriegserklärung nach. Am 20. August verließ der britische
Botschafter Wien. Zwischen dem 14. und 24. Oktober erschienen in der London Times
Leserbriefe und Leitartikel zum Thema „Enemy Aliens in England". Am 25. Oktober
erschien in derselben Zeitung der Artikel „Aliens in England", der für Ausländer nicht
mehr zugängliche Bereiche auflistete und feststellte, dass Deutsche oder Österreicher
keine Arbeit mehr in Restaurants und anderen Geschäftsbereichen bekommen sollten.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien