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i.i. Maximilian Raul Walter Steiner 95
Bondage war der erste wichtige Film für sie. Die Produzenten stellten allerdings bei der
Preview des Films fest, dass die Zuschauer an den falschen Stellen lachten. So sollte Max
Steiner mit seiner Musik die dramatische Intention des Filmes sicherstellen und unter-
streichen. Dies und die Art und Weise, mit der Steiner in diesem Film beispielsweise
das Humpeln des Hauptdarstellers Leslie Howard musikalisch umsetzte, veranlasste Le-
opold Stokowski zu der Aussage „... the scoring ofthe limp of Leslie Howard was a stroke
ofgenius ...", und dass er wünschte, er selber hätte es geschrieben.165 Kritiker haben Max
Steiner oft vorgeworfen, dass seine Musik nur „deskriptiv" sei (siehe Kap. 1). Dabei wird
oft übersehen, dass diese nicht an der Oberfläche verhaften bleibt, sondern durchaus in
die Tiefe der Charaktere vordringt. Bette Davis sollte später einmal sagen: ,Jvlax under-
stood more about drama than any ofus." l66
1934 drehte John Ford (eigentl. Sean Aloysius O'Feeney, 1895—1973) Jhe Lost Patrol,
mit Victor McLaughlin und Boris Karloff (eigentl. William Henry Pratt, 1887-1967) in
den Hauptrollen. In der ersten Preview, noch ohne Musik, monierten die Produzenten,
dass es dem Film an Intensität fehle. In einer Szene werden britische Soldaten in der
Wüste von Arabern belagert. Man sieht die Araber nicht. Die Zuschauer sollten aber
ihre Präsenz und die wachsende Spannung spüren und mitfühlen. Dies gelang letztend-
lich vor allem durch die Musik, die Max Steiner überdurchschnittliche Kritiken und eine
Oscar-Nominierung einbrachte. Dies war das erste Jahr, dass überhaupt diese Auszeich-
nung von der Academy of Motion Picture Arts and Science an die beste Filmmusik verlie-
hen wurde. Steiner war zweimal nominiert, und zwar einmal für seine Funktion als Chef
der Musikabteilung von RKO für Jhe Gay Divorcee und dann in derselben Funktion für
seinen Originalscore für Jhe Lost Patrol. Bis 1938 wurde die Auszeichnung für die beste
Filmmusik nicht an die Komponisten direkt, sondern stellvertretend an die Leiter der
Musikabteilungen der Studios verliehen. Dies erklärt die Doppelnominierung, durch die
sich Steiner wahrscheinlich selber Stimmen weggenommen hat. Die Auszeichnung ging
dieses Jahr an Louis Silvers als Musikchef von Columbia Pictures für den Film One Night
OfLove.16?
165 Notes To You. S. 124
166 Zit. in: Tony Thomas: Max Steiner. S. 12.
167 Die Academy of Motion Picture Arts and Science wurde 1927 von Louis B. Mayer und anderen
bedeutenden Persönlichkeiten des Filmgeschäfts gegründet. Der erste Präsident war Douglas Fair-
banks senior. Um den Standard zu erhalten oder zu erhöhen, sollten jährlich die Academy Awards
of Merit für heraus rag ende Leistungen in den diversen Sparten der Filmkunst verliehen werden.
Die Auszeichnungen für die beste Filmmusik wurden erst ab 1934 verliehen, und zwar in den Kate-
gorien Original Score oder Dramatic Score und Original Song. Manchmal wurde auch ein dritter
Preis verliehen, der im Laufe der Zeit verschiedene Bezeichnungen hatte, so z. B. Musical Score,
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien