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i.i. Maximilian Raul Walter Steiner 113
war es für Herrmann fast unmöglich, in den USA Arbeit zu finden, weswegen er sich
mehr nach Europa orientierte.
Es war der allgemeine Tenor, dass es die „klassische" Filmmusik nicht mehr gebe.
Wolfgang Korngold starb 1957. Steiner hatte nur noch drei bis vier Filme im Jahr. Der
Komponist Eimer Bernstein stellte in der Überschrift zu einem Artikel, den er für die
Zeitschrift High Fidelity schrieb, die Frage: WhatEuer Happened To GreatMovieMusic'?97
Zu Steiners schwieriger beruflichen Situation kamen noch persönliche Rückschläge.
Sein einziges Kind, sein Sohn Ronald, nahm sich am 29. April 1962 in Hawaii das Le-
ben. Die nächste Zeit war er so unter Schock, dass er gar nicht mehr arbeitete. So gibt es
für das Jahr 1962 nur eine Filmmusik Steiners, Rome Adventure. Dieser Film lief in Eu-
ropa unter dem Titel Lovers Must Learn.
Bereits seit 1959 schrieb Steiner auch sporadisch für das Fernsehen, wenn auch nicht
mit durchschlagendem Erfolg, oft wurde er nicht einmal erwähnt (siehe Kap. 6.3). Zu-
nehmend wurde Steiners Tätigkeit auch durch seine gesundheitlichen Probleme einge-
schränkt. Er hatte in diesem Jahr zwei Augenoperationen, er schrieb infolgedessen auch
1963 nur eine Filmmusik, Spencer'sMontain.
1964 hatte er noch einmal mehrere Projekte, wobei die Musik für FBI Code 98 eigentlich
von Howard Jackson (1900-1966) komponiert wurde. Der Vorspann weist dennoch Steiner
als Komponisten aus, da die Musik auf Steiners Score für The FBI Story (1959) zurückgreift.
Two On A Guillotine (Regie: William Conrad; 1920—1994), der 1965 herauskam, war
Steiners letzte Arbeit. Die Produzenten dieses Streifens machten Steiner für den Miss-
erfolg dieses Filmes verantwortlich. Ein trauriges Ende einer großartigen Filmkarriere.
Auch wenn sich Steiner noch um Jobs bemühte, er bekam keine Arbeit mehr. Einige
junge Produzenten, bei denen er nachfragte, wussten gar nicht mehr, wer er war.198
Im selben Jahr wurde in Bridgeport, Connecticut, von Albert K. Bender die Max
Steiner Music Society gegründet, der bald Schauspieler wie John Wayne, Fred Astaire,
Vivien Leigh, Vincent Price, Regisseure wie John Houston, Otto Preminger oder Kom-
ponistenkollegen wie Eimer Bernstein, Leonard Bernstein, Jerry Goldsmith, Dimitri
Tiomkin, Hugo Friedhofer oder Nino Rota angehörten. Dies zeugt von der großen
Wertschätzung, die Max Steiner von prominenter Seite zuteil wurde.
In seiner Ausgabe 27 verkündete der Newsletter der Max Steiner Music Society, dass
Max Steiner zu Ehren seines 83. Geburtstages eine große Ehre erwiesen wurde. Er bekam
einen Eintrag in das goldene Buch des Staates Israel, neben Albert Einstein und David
Ben Gurion:
197 High Fidelity, Juli 1972. S. 55.
198 Vgl. Tony Thomas: Vienna, London, New York and, finally, Hollywood. S. 20.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien