Seite - 127 - in Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971
Bild der Seite - 127 -
Text der Seite - 127 -
3.2. Das Theaterstück 127
Takten, wobei der dritte A-Teil insofern eine Variation des Themas beinhaltet, als im
6. Takt, beim Wort lovers, eine rhythmische Dehnung erfolgt. Statt der Viertelnoten in
den ersten beiden A-Teilen bringt der Komponist in diesem 6. Takt eine Halbe, gefolgt
von zwei Halben im 7. Takt, sodass für den Turnaround, der in den ersten beiden A-Tei-
len die üblichen zwei Takte hat, nur ein Takt bleibt. Der Effekt ist der, dass der Satz As
Time Goes By verlangsamt und damit hervorgehoben wird und dass durch die verkürzte
Kadenz eine spürbare Verschnellerung einsetzt. Der gesamte Refrain wird wiederholt,
nun mezzoforte statt piano, und erhält am Ende eine nur eintaktige Schlusskadenz.
3.2. DAS THEATERSTUCK
Der Film Casablanca basiert auf dem Theaterstück Everybody comes to Rick's von Murray
Burnett und Joan Allison. Dieses Theaterstück geht auf einen Besuch Burnetts in Eu-
ropa zurück. Burnett und seine Frau waren im Sommer 1938 zunächst in Brüssel, um
Verwandte zu besuchen. Als sie nach Wien kamen, das sich zu dem Zeitpunkt unter der
Herrschaft der Nationalsozialisten befand, wurde sich Burnett der Flüchtlingsproblema-
tik in Europa bewusst. Später, als sie sich in einer kleinen südfranzösischen Stadt auf-
hielten, besuchten sie dort öfters den Nachtclub La Belle Aurore, in dem sich Franzosen,
Flüchtlinge und Nazis aufhielten. Burnett hörte dort von der Stadt Casablanca, die ein
wichtiger Zufluchtsort für europäische Flüchtlinge sei. So kam er auf die Idee, das ganze
Szenario zu einem Theaterstück zu verarbeiten und die Handlung in Casablanca spielen
zu lassen.
In diesem Nachtclub in Südfrankreich spielte ein farbiger Pianist. Als Burnett diesen
Pianisten hörte, fühlte er sich in seine Zeit am Cornell College im Staat New York zu-
rückversetzt, als der Song As Time Goes By ein sehr beliebtes und oft gespieltes Lied war.
Daher machte Burnett diesen Pianisten zu einer wichtigen dramatischen Figur und die-
ses Lied zum zentralen musikalischen Motiv seines Theaterstücks.
1940 hatten Burnett und seine Koautorin Allison dann dieses Theaterstück geschrie-
ben, welches von den Theaterproduzenten Martin Gabel und Carly Wharton in New
York auf die Bühne gebracht werden sollte. Als dies nicht gelang, gingen die Autoren
mit ihrem Stück in Hollywood hausieren. Irene Lee, die als story editor für Warner Bros.
Manuskripte selektierte (heute ist die Berufsbezeichnung Script analyst), befand die Ge-
schichte für vielversprechend und empfahl das Stück dem Produzenten Hai Wallis.
Warner Bros, kauften am 8. Dezember 1941 die Rechte an dem Stück für $ 20.000.
Hai Wallis suchte nach einem griffigeren Titel für das Stück. Daher, und wohl auch, um
die Zuschauer noch mal an den Warner Bros.-Erfolg Algiers von 1938 zu erinnern, gab
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien