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3-5- Die Musik 143
„... eröffnete das Kinoorchester die Show mit einem im Glanz der Scheinwerfer auf der
Bühne konzertant vorgetragenen Orchesterstück, übrigens meist einer Opern-Ouvertüre.
Im Tonfilm wanderte dieses Orchesterstück ein in den Film, wurde zur werkspezifischen
Titelmusik. Als solche nimmt es fortan in irgendeiner Form Bezug auf das, was folgt ...
die Grundgestimmtheit der Filmerzählung, oder den Charakter der ersten Sequenz; viel-
leicht exponiert es gleich noch das Material für spätere musikalische Einlassungen — nach
wie vor ist die Titelmusik auch, wenn nicht vorab dazu da, den Kinobesucher vom Alltag
abzulösen, ihn einzustimmen auf den holden Trug, der seiner harrt."240
In ähnlicher Weise definierte der Filmkomponist Peer Raben einmal die Funktion der
Titelmusik aus der Sicht des Filmmusikschaffenden:
„In der Einleitung ist die Musik exponiert und wird vom Zuhörer bewusst gehört. Hier
kann sie zusammen mit dem Bild Gedanken auslösen. Neben der allgemeineren Funktion
einer Eröffnungsmusik, nämlich den Zuschauer zu konzentrieren und stark in den Film
zu ziehen, ist dieser Gesichtspunkt des Gedanken Auslösens wichtig für mich. Wenn Mu-
sik etwas aussagt, das Bild etwas aussagt, ... beides zusammen in einem Spannungsverhält-
nis steht, — dann wird sich der Zuschauer überlegen, was jetzt hier alles passieren wird."241
Die Titelmusiken der Dreißiger- und Vierzigerjahre folgten meist einem allgemein gül-
tigen Schema. Roy Prendergast weist in seinem Buch Film Music darauf hin, dass die
Filmmusik dieser Zeit generell den Charakter von Formeln oder Klischees habe.
„Because of the ... speed with which the scores had to be produced, film music in this
era developed a large number of habits, formulas, and cliches. These included the brass-
blasting Main Title, which often contained a Special fanfare, or ,flare', for the producer's
credit, the love theme and the glamorizing of heroines by the use of ,beautifuT string
motifs ..."242
Wie festzustellen war, sah Max Steiner in seiner Arbeit für Casablanca kaum mehr als
eine lästige Pflichterfüllung. Er machte hier daher ausgiebigen Gebrauch dieser formel-
haften Stilmittel.
240 Hansjörg Pauli: Funktionen von Filmmusik. In: Helga da la Motte-Haber (Hrsg.): Film und Musik.
B. Schott und Söhne. Mainz, 1993. S. 9.
241 Zit. in: Bullerjahn. S. 246.
242 Prendergast. S. 38.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien