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i6o 3. Casablanca
Das Drehbuch beschreibt folgende Szene:
„A shot rings out, and the man falls under a large poster of Marshai Petain which reads: Je
tiens mes promesses, meme celles des autres. The policemen frantically search the body merely
to find Free France literature against the Vichy government.
An inscription, Liberte, Egalite, Fraternite is carved in a marble block along the roofline of
a building. The camera pans down the fassade.. .to the high vaulted entrance over which
is inscribed, Palais de Justice. The camera pans down to the entrance, where the arrested
suspects are being led in by the police.
A sidewalk cafe on one side of the Square. A middle-aged English couple are sitting at a
table observing the commotion in fiont of the prefecture."
In dem Moment, in dem die Polizisten das Flugblatt aus der Hand des Erschossenen
nehmen, ertönt die Marseillaise. Allerdings nicht als Fanfare wie vorhin, sondern lang-
sam, in a-Moll, von tiefen Streichern getragen. Die Szene wechselt. Während man nun
aus dem Blickwinkel des Cafes das Ankommen der Verhafteten sieht, moduliert Stei-
ner die Marseillaise nach es-Moll, gespielt in einer noch tieferen Lage. Dies ist allerdings
keine Modulation im klassischen Sinne. Es fehlt die Kadenz. Zunächst bringt Steiner
den ersten Teil des Motivs in zwei Takten, dann setzt er die Melodie fort, beginnend auf
der kleinen Sexte. Es folgt ein Es-vermindert-Akkord, der eine Auflösung nach e-Moll,
g-Moll, b-Moll oder des-Moll erwarten lässt. Stattdessen kommt das Thema in es-Moll.
Es gibt nun einen Dialog dieses älteren Paares mit einem Mann, der ihnen erklärt,
warum diese Leute verhaftet wurden. In dem Moment, in dem die Verhafteten in das
Polizeigebäude kommen, lässt Steiner diesen Teil mit einer melancholischen Melodie be-
enden. Diese Melodie besteht aus langsamen, breit gespielten Viertelnoten. Die Tonart
ist weiterhin es-Moll, die Melodie, die sich nach zwei Takten wiederholt, beginnt wiede-
rum auf der kleinen Sexte der Molltonleiter, also der größtmöglichen Dissonanz. Diese
Melodie bekommt hier den Gestus eines Trauermarsches, dem Bild von verzweifelten,
sich in ihr Schicksal ergebenden Menschen angemessen.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien