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211 3. Oasablanca
ganz anderen "'Keg einschlägt. Zunächst ist festzuhalten, da« durch das "Verhältnis Me-
lodieton-Harmonie neue Span nungsvsrhäknisse entstehen,, die der Dramatik der Szene
unterschwellig mehr Bedeutung verleihen. Das as in der Originalrnelodie ist die Terz des
Akkordes Fnv?. Das as in dieser Sequenz ist die Quart des Akkordes Ebm.7,
Nachstehend einmal die Originalmelodie, im 34-Takt, dann Steiners Variante mit
dem Ebm7-Akkord. Um besser vergleichen zu können, wurde die Originalmelodie eben-
falls in Des-Dur notiert.
La Belle Aurore Takt 18 ff
0 1 f
Ortginalmdodie (in Do-Dur)
Nb. (So. Original und Variation, bäd&s in Dss-Dur
Im dritten Takt bringt Steiner die Harmonie Gmjb$ mit der Melodienote b, also der
Terz des Akkordes. Dieser Akkord taucht im Original auch auf, wenn auch schon einen
Takt früher, In der Originaltonart Es-Dur ist Gm^bj ein Akkord der dritten Stufe, hier
in Des-Dur bedeutet er einen Akkord der verminderten Quint. Diesem lässt Steiner im
nächsten Takt mit C7 einen Kadenzakkord folgen. Allerdings bringt er den zu erwarten-
den Zielaldcord dieser Kadenz» sei es f-Moll oder F-Dur, nicht, sondern führt in einen
harmonischen Trugschluss. Er unterlegt den Melodieton es im nächsten Takt mit dem
Akkord Ebrn6. Der Grundton auf die erste Zählzeit gibt diesem einen finalen Charakter.
Somit hat er dem Akkord Gmybj rückwirkend doch die Funktion einer dritten Stufe
verliehen. Das Gänse wirkt wie ein harmonisches Täuschungsmanöver. Die unklare Si-
tuation der Protagonisten in dieser Szene wird durch die harmonische Uneindeutigkeit
verstärkt. Der Abschnitt bekommt dann wenigstens einen plagalen Schluss auf Ab7 -
also nicht als fünfte Stufe von Des-Dur, wo wir gerade noch glaubten zu sein> sondern
als vierte Stufe von es-Moll. Allerdings passiert hier etwas Befremdliches, denn der Bass-
ton ist ein F, was dem Akkord etwas Unstetes, Ungewisses verleiht, Heraus kommt ein
Hybrid, denn die Harmonie ist nämlich einerseits ¥j> andererseits Ab7- "Wie in einem
Crossfade schiebt Steiner das Ende der vorangehenden Passage (Ab/) und den Beginn
der nächsten (F7) übereinander. In der folgenden Abbildung sehen wir den harmoni-
schen Ablauf dieser Sequenz.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien