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Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020), 7-14
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Straßen sind Räume in Bewegung. Dadurch werden sie zu Zeiträumen, zu Chronotopien –
Orten, an denen Zeit und Raum zusammen gedacht werden müssen. In der Materialität und
gebauten Ausstattung ihrer Oberfläche bahnen sie die Bewegung von Menschen, Tieren, Fahr-
zeugen und Waren und werden damit zu dynamischen und dynamisierenden Orten des gesell-
schaftlichen Lebens, denen der Charakter einer Produktivkraft innewohnt.
Als Raum für Verkehr, Handel und Konsum zählen sie zu den (zeit-)ökonomischen Dis-
positiven der Stadt. Als Sozialräume ermöglichen sie Kommunikation und Austausch im Alltag
und die Partizipation an den rhythmisierten Ereignissen der gesellschaftlichen Selbstzelebrie-
rungen anlässlich von Festen, Maskeraden, Aufzügen, Paraden, Demonstrationen und viel-
fältigem anderem mehr. Als Zeit- und Lebensräume artikulieren sie sie sich schließlich in der
längeren Dauer sowohl der individuellen Sozialisation als auch der Geschichte im Ganzen. Die
beiden Möglichkeiten der Straße als (langsamere) Orte der Begegnung und des Austauschs
einerseits sowie anderseits als (schnellere) Orte der Zeit-Ökonomie mit einem immer dichteren
Automobil-, Bus- und Tramverkehr konfligieren miteinander.
Straßen sind Schauplätze des Politischen. In einer Demokratie sind sie zentrale Räume der
zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit, denen eine gewisse Eigendynamik zugestanden wird. In
autoritär regierten Staaten dagegen sind diese Öffentlichkeiten kontrolliert, hegemonial über-
lagert und unterstehen einem sichtbaren und militarisierten Dispositiv von Macht und Gewalt.
Beide Regierungsformen haben ihre Rückwirkungen auf Mentalität, Habitus und Alltagsver-
halten der Passant_innen. Straßengeschehen und -gestaltung sind Reflexe gesellschaftlicher
Machtverhältnisse und Konflikte. Straßen sind daher – mit Ausnahme der sozialistischen Plan-
stadt – nicht uniform. Sie unterliegen einer stadträumlichen Positionierung und Ausstattung,
die Reputation und Nutzung ebenso bestimmt wie ihre Gliederung in Haupt- und Neben-
straßen, in arme und reiche, lange und kurze, langsame und schnelle, in Einbahnstraßen oder
Sackgassen. Die Straße — Ein Stadtraum in Bewegung
Einleitung
Johanna Rolshoven und Judith Laister
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Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
- Titel
- >mcs_lab>
- Untertitel
- Mobile Culture Studies
- Band
- 1/2020
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 108
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal