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>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 1/2020
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Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020) Sabrina Stranzl | “Your ignorance is more scandalous than my promiscuity” 51 Ravensbrück eingewiesen werden.42 Nach dem Zweiten Weltkrieg und „der Motorisierung“ kam die Sexarbeit, trotz Verbot, wieder vermehrt in den öffentlichen Straßenraum. Petra Unger schreibt, dass in dieser Zeit die unausgesprochene Devise „Leben und leben lassen“ zwischen den „Barbesitzern, Sexarbeiterin- nen, Anrainer_innen und der Polizei“ galt.43 Schauplätze des Politischen – Verdrängung der Sexarbeit Bis 1975 waren Straßenstriche illegal, seit der Novellierung des Strafgesetzes von 1975 ist Sex- arbeit in Österreich legal, galt aber bis 2012 als „sittenwidrig“. Durch die Strafrechtsreform ist es zu Regulierungen auf Bundes- und Landesebene gekommen, die sich aber, um es mit Helga Amesbergers Worten zu sagen, als „Regulierungsdschungel“44 erweist, da es keine einheitliche Rechtslage für Sexarbeit gibt, vieles in verschwommenen Grauzonen bleibt – da Sexarbeit nach wie vor keine anerkannte Erwerbs- oder Berufstätigkeit ist und auch kein anerkanntes Gewerbe laut Gewerbeordnung darstellt. Im Großen und Ganzen kann zwischen zwei Systemen unterschieden werden, dem Bor- dellsystem und dem Verbots- und Schutzzonensystem. Das Bordellsystem erlaubt die Anbah- nung sowie die Ausübung sexueller Dienstleistungen nur in genehmigten Betrieben, während das Verbots- oder Schutzzonensystem die Anbahnung und Ausübung in bestimmten öffent- lichen Räumlichkeiten und Orten, größtenteils mit zeitlichen Einschränkungen, erlaubt oder untersagt. Die Regelungen dazu werden in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt.45 In Österreich gibt es derzeit nur in Wien zwei erlaubte Anbahnungszonen im öffentlichen Straßenraum. „Städte sind die Bühnen gesellschaftlicher Veränderungen. Gesellschaftliche Öffnungs- und Schließungsprozesse nehmen hier eine sichtbare Gestalt an“, schreibt Johanna Rolshoven.46 Bei der Veränderung und Novellierung des Prostitutionsgesetzes in Wien 2011 handelt es sich um solche Prozesse. Dies geht aus meinen Gesprächen mit dem Netzwerk sexworker.at hervor und auch in Petra Ungers Text Topographie der Vertreibung – Eine Skizze findet sich hierzu ein Auszug: „Selbsternannte ‚Hurenjäger‘ machen mit ihren Kameras Jagd auf die mehrheitlich mig- rantischen Sexarbeiterinnen und ihre Freier im Stuwerviertel, Bürger_innen-Initiativen for- mieren sich zum Kampf gegen die Straßenprostitution in der Felberstraße und der Äußeren Mariahilferstraße – mit Fackelzügen, körperlichen Angriffen, Diffamierungen und Medi- enkampagnen. Die ‚anständigen‘ Bürger_innen finden tatkräftige Unterstützung bei den verschiedensten Bezirks- wie Stadtpolitiker_innen. Die Presse springt freudig-voyeuristisch auf, Polizei wie Bordellbetreiber versichern sich in den öffentlichen Auseinandersetzungen 42 Vgl. H. Amesberger: Sexarbeit in Wien, S. 177-178. 43 Vgl. P. Unger: Topografie der Vertreibung – eine Skizze, http://stadtform.at/aktuelles/sexarbeit-in-der-stadt/ (Zugriff: 2.2.2019). 44 Helga Amesberger: Sexarbeit in Österreich. Ein Politikfeld zwischen Pragmatismus, Moralisierung und Resis- tenz. Wien 2014, S. 15. 45 Vgl. ebd., S. 163-165. 46 Vgl. J. Rolshoven, Stadtsicherheit 2.0. Camouflage der Widersprüche, S. 39.
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>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
Titel
>mcs_lab>
Untertitel
Mobile Culture Studies
Band
1/2020
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
108
Kategorien
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