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>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 1/2020
Seite - 82 -
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82 Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020)Hannah Konrad | Critical Mass Auch der erlebte Straßenraum wird kritisiert, wenn konkrete alternative Nutzungsweisen der Verkehrsstraße angesprochen oder bestehende Praktiken hinterfragt werden: „Warum soll man nicht Fußballspielen auf der Grazbachgasse? Oder Tennis? Oder Ska- ten?“35 „Es gibt viele Beispiele, wo man Parkplätze einsparen kann und stattdessen den Platz besser nutzen kann.“36 „Es wird von unten eigentlich eh vorgelebt, dass das Auto in der Stadt nicht notwendig ist. Die meisten Transporte kann man mit dem Lastenrad machen. Man kann bis zu 300kg mit dem Lastenrad transportieren. (…) Selbst Größeres kann man mit einem Elektrolastenrad trans- portieren. Einen Anhänger dranhängen (…), es gibt eh viele Möglichkeiten.“37 Die Straßenraumaneignung durch die Critical Mass Diese Kritik am Straßenraum führt schließlich zur Teilnahme an der Critical Mass und somit zur Aneignung und Veränderung des gebauten Straßenraumes durch die Fahrräder. Über die materialisierte Ideologie des gebauten Straßenraumes, damit sind Fahrspuren, rote Ampeln usw. gemeint, wird sich zum Teil und anhand konkreter Verhaltensvorschläge hinweggesetzt. Der erlebte Straßenraum fungiert als Bühne der Aktion bzw. der Akteur*innen. Er wird durch die Aneignung des gebauten Raumes mittels der Fahrräder temporär zwingend verändert: Für die Radfahrer*innen, die nun mehr Raum einnehmen, sich freier bewegen dürfen und dabei sichtlich Spaß haben; für die motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen, die dazu gezwungen werden, ein langsameres Tempo einzunehmen und oftmals verärgert und frustriert über das Geschehen sind; aber auch für die Fußgänger*innen und Bewohner*innen, die ein verändertes Straßengeschehen vorfinden, auch in Bezug auf die Geräuschkulisse. Schließlich bleibt nur noch der Repräsentationsraum der Straße übrig, der die gesellschaftlichen und historischen Zuschreibungen der Straße beinhaltet und Bereich des ideologisch geleiteten Handelns ist. Während die beiden anderen Raumaspekte durch die Critical Mass temporär transformiert werden, scheint hier keine sofortige Veränderung möglich zu sein. Da die drei Raumaspekte jedoch in einem ständigen dynamischen Bezug zueinanderstehen, muss die Transformation die- ses Bereiches als langfristiger Prozess wahrgenommen werden. Kurzfristig vermag die Critical Mass kaum etwas gegen die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs im Straßenraum ausrichten zu können. Dennoch schafft die Präsenz im Raum, wie auch Morawski feststellt, eine gute Ausgangslage für die öffentlichkeitswirksame Kommunikation von Protest und somit auch für die Aneignung der symbolischen Ebene des Raums.38 Außerdem gilt es zu hinterfra- gen, inwiefern die Veränderung des Repräsentationsraumes überhaupt als vorrangiges Ziel der 35 Interview mit Alex, 04.09.18. 36 Interview mit Emma, 01.08.18. 37 Interview mit Emil, 01.08.18. 38 Vgl. Tobias Morawski: Reclaim your City. Urbane Protestbewegungen am Beispiel Berlins. Hamburg 2014, S. 48.
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>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
Titel
>mcs_lab>
Untertitel
Mobile Culture Studies
Band
1/2020
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
108
Kategorien
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