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(2020)Daniela
Sobocan | âParkletsâ in Wien
eine VerlÀngerung der AktivitÀten in den Parkraum bzw. öffentlichen Raum hinein, die Beto-
nung des Nachbarschaftscharakters und die positiv konnotierte Bedeutung von Aufenthalts-
orten im Freien. Die gleichen Motive traten im GesprÀch mit Katharina Kurzmann, einer
Mitarbeiterin von Station Wien, wieder auf:
âAlso, wir wollten schon lange so etwas wie einen Schanigarten fĂŒr den Verein eben, weil
wir verschiedenste Projekte haben, wo viele Leute herkommen, und wir haben teilweise zum
Beispiel fĂŒr Sommerfeste [âŠ] ein Parkverbot beantragt und haben den Raum genutzt. Aber
ohne richtige Struktur jetzt, teilweise haben wir paar so Klappsesseln, Tische rausgestellt
beim Sprachencafe [...] und gleichzeitig, fĂŒr uns vom Verein her, war es halt auch wichtig,
dass wir bisschen sichtbarer werden. Dass wir ein bisschen besser an die Ăffentlichkeit auch
interagieren können. Und ich glaube, dass ist uns mit dem Parklet auch gelungen.â8
Der Wunsch, in der Ăffentlichkeit zu sein, anstatt nur in den VereinsrĂ€umen zu bleiben,
taucht in den meisten GesprĂ€chen mit Vereinen bzw. KĂŒnstlern auf. Es geht darum, gehört
und wahrgenommen zu werden. Nach Tobias Morawksi weist âdie PrĂ€senz (im materiellen
oder sozialen Raum) [âŠ] auf die Machtposition [der] Akteur[e] im Raum [hin und bietet eine]
Möglichkeit gehört zu werden.â9
Der Bezirk ist nach der persönlichen Meinung der Interviewpartnerin zweigeteilt in einen
schönen und einen hĂ€sslichen Teil. Der Verein liegt fĂŒr sie aufgrund der unattraktiven GeschĂ€fts-
angebote in der naheliegenden HauptstraĂe und durch das Grau der Betonbauten im letzteren
unattraktiven Teil. Es hat verschiedene Versuche gegeben, die StraĂe zu beleben, aber bis jetzt
nur mit mĂ€Ăigem Erfolg. Zurzeit befinden sich eine U-Bahn-Station und ein Kinderfreibad in
der Planungs- bzw. Bauphase. Da die Mietpreise relativ gĂŒnstig sind, wohnen dort vor allem
Arbeitende, Studierende und MigrantInnen und weitere Menschen, die auf billige Wohnungen
angewiesen sind. Dem Fazit der Interviewpartnerin zufolge funktioniert in diesem Bezirk das
Zusammenleben der verschiedensten Menschen sehr gut. Das Parklet befindet sich in einer klei-
nen NebenstraĂe mit ĂŒberwiegend Wohnungen und ein Park ist ebenfalls in der NĂ€he.
Folgende Erfahrungen konnte die Interviewpartnerin mit dem Parklet machen:
â[...] dadurch, dass man das Parklet hat, ist man viel drauĂen und ist sichtbar fĂŒr die Nach-
barn und Nachbarinnen und AnrainerInnen, das heiĂt es ergeben sich [âŠ] ganz viel spon-
tane nette GesprĂ€che, dass halt jemand vorbeigeht und sagt: âOh, schöne BlumenâŠâ â
oder Eltern mit Kindern. Die Kinder kommentieren dann: âSchau, was ist das Mama, was
wĂ€chst da und dann erklĂ€rns: âdie Tomaten sind noch nicht reif, die pflĂŒcken wir spĂ€terâŠâ
â also ganz viel so nette Nachbarschaftskontakte.â 10
Manchmal kommen auch NachbarInnen und stellen Blumen dazu, bzw. geben positives
Feedback. In diesem GesprÀchsabschnitt zeigt sich, dass das Parklet ein Gemeinschaftsprojekt
ist, bei dem ein Geben und Nehmen herrscht. Dabei kam es auch zu einem einzigen Fall von
âVandalismusâ, bei dem die BĂ€nke mit Honig bestrichen wurden. Eine MĂŒllproblematik gibt
8 Interview mit Katharina Kurzmann vom Verein Station Wien, 19.07.2018.
9 Tobias Morawski: Reclaim your city. Urbane Protestbewegungen am Beispiel Berlins. Berlin 2014, S. 40.
10 Interview mit Katharina Kurzmann vom Verein Station Wien, 19.07.2018.
>mcs_lab>
Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
- Titel
- >mcs_lab>
- Untertitel
- Mobile Culture Studies
- Band
- 1/2020
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 108
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal