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Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020)
Daniela Sobocan | „Parklets“ in Wien 101
es bei nahezu allen Parklets, was aber auch als Nutzungsspuren gedeutet werden kann. Die
Interviewpartnerin hält dies für ziemlich normal, wie im folgenden Zitat deutlich wird: „Und
was halt auch passiert ist, fast täglich fischen wir Bierflaschen, Wodkaflaschen, Zigaretten-
stummeln raus, aber ich glaube, das ist halt normal, wenn das Parklet benutzt wird.“11 Konflikte
um die Parkplätze gibt es keine, zumeist sind auch noch Parkplätze in dieser Straße frei. Kon-
fliktpotentiale ergeben sich eher mit Anwohnenden: aufgrund von Lärmbelästigungen durch
Personen, die das Parklet benutzen.
„Also, es gibt vereinzelte NachbarInnen, denen das nicht so gut gefällt, weil eben das Park-
let immer offen ist, [...] und das hat dann natürlich auch zur Folge, dass da rund um die
Uhr sich jemand hinsetzen kann. Und das passiert halt, wenn dann junge Leute oder wer
auch immer, sich in der Nacht hinsetzen, dass das ein bisschen laut ist, und es gibt Nachbar-
Innen, die finden das nicht so gut und haben sich da schon beschwert, aber da können wir
eben nicht viel mehr sagen als: ‚Bitte rufen Sie die Polizei…‘, wie bei jeder anderen lauten
Party halt auch. Weil…, wir dürfen gar nicht irgendetwas absperren. Wir wollen es auch
gar nicht und wir dürfen es auch nicht von den Fördergebern her.“12
Das Parklet wird von den unterschiedlichsten Personen genutzt, wie von den Kursteil-
nehmerInnen, Personen mit Kindern oder Hunden, die spazieren gehen oder mal eine Pause
machen, und von älteren Personen, die vom Einkaufen kommen und sich kurz ausruhen. Viele
nutzen es auch zum Telefonieren und an drei Abenden der Woche findet das Sprachencafé auf
dem Parklet statt.
In vielen Gesprächen werden indirekte Forderungen an die Stadt artikuliert bzw. sichtbar.
Wie zum Beispiel, dass die Stadt Orte ohne Konsumzwang brauche und Gärten, wo man selbst
etwas mitbringen kann, denn nicht jeder habe das Geld, um ins Kaffeehaus zu gehen. Auch
der Wunsch nach einer Verschönerung und Belebung des Grätzls (z. B. mit Pflanzen) wird
geäußert, nach Orten, wo man ins Gespräch kommen kann.
LenauAse
Das zweite Parklet, das ich hier vorstellen werde, wurde von „wohnbau:consult“, einem Büro
für nachhaltige Stadtentwicklung initiiert, das Wohnprojekte begleitet und soziologische For-
schungen in der Stadt durchführt. Unternehmensziel ist es, das Leben nachbarschaftlicher zu
gestalten und BewohnerInnen sowie zukünftige BewohnerInnen dazu zu animieren, sich zu
organisieren und gemeinschaftlicher zu wohnen.
Auf der Facebook-Seite und auf der Projektseite finden sich folgende Beschreibungen:
„Die LENAUASE ist der Platz für die Mittagspause, zum Telefonieren oder zum Zeitung-
lesen. Die LENAUASE soll aber auch ein Ort für Fragen rund um Themen sein, die das
Arbeiten lokaler Gewerbetreibender aber auch Stadtentwicklung im Allgemeinen betrifft.
Dazu werden wir ein paar kleine Veranstaltungen organisieren.“13
11 Ebd.
12 Ebd.
13 www.facebook.com/pg/lenauase/about/ [31.01.2019]
>mcs_lab>
Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
- Titel
- >mcs_lab>
- Untertitel
- Mobile Culture Studies
- Band
- 1/2020
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 108
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal