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102 Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1
(2020)Daniela
Sobocan | „Parklets“ in Wien
„Der Sommer ist da. Und mit ihm bekommt die Lenaugasse wieder einen zusätzlichen
Freiraum. Die LenauAse lädt zum Plaudern und Verweilen ein. Mit einem Eröffnungs-
und Abschlussfest möchten die InitiatorInnen der Parklet-Saison frönen.“14
In dieser Beschreibung auf der Projektseite erfolgt eine Auflistung möglicher Nutzungen
und in der Beschreibung auf Facebook wird der Charakter des Freiraums und Verweilens
betont sowie gleichzeitig eine Einladung ausgesprochen. Nach Lukas Oberhuemer, einem Mit-
arbeiter des Unternehmens, gaben folgende Gründe den Anlass zur Aufstellung eines Parklets:
„Wir haben uns gedacht, wir machen das ja in unserem beruflichen Kontext ständig, dass
wir versuchen, die Leute zu animieren, irgendetwas zu machen, damit die Stadt toller wird.
Und dann haben wir das mal irgendwo gesehen und gedacht, okay, das wäre doch eine
gute Möglichkeit, das auch bei unserem Büro selbst zu machen und eben auch das direkte
Wohnumfeld, von unseren Nachbarn und auch von unserem Büro ein bisschen netter zu
gestalten.“15
Wichtig war für sie also die Anwendung dessen, was im beruflichen Umfeld gemacht wird,
indem die NachbarInnen eingeladen werden, sich an der Gestaltung der Stadt zu beteiligen.
Ein ähnliches Motiv gab es bei einem Parklet von ArchitekturstudentInnen, die auf dem Park-
platz vor ihrem Gemeinschaftsraum das in ihrem Studium erlernte Wissen über Planen und
Bauen ausprobieren wollten.16 Darüber hinaus bemüht sich das Büro für nachhaltige Stadt-
entwicklung darum, den gemeinsamen Wohnort aufzuwerten, indem die Kommunikation
zwischen NachbarInnen gefördert, Aufenthaltsorte im Freien eingerichtet und zu einer aktiven
Mitgestaltung eingeladen wird. Das Viertel, in dem sich das Parklet befindet, ist eine klassische
bürgerliche Wohngegend mit Biedermeier-Architektur. Die Straße selbst ist eine relativ ruhige
Wohn- und Spielstraße, in der wenig Verkehr herrscht. In der Nähe befinden sich das Rathaus
und eine große Durchzugsstraße.
Ein Interviewpartner erzählt, dass für ihn der nachbarschaftliche Kontakt, der sich durch
das Parklet ergibt, eine der besten Erfahrungen ist, die er im Quartier gemacht hat. Ein Ereignis
ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben:
„Naja, das netteste war eigentlich, wie wir damals, im letzten Jahr, das Eröffnungsfest
gemacht haben, wo wir eben die ganzen Nachbarn eingeladen haben, wo dann eben auch
Leute da waren, die damals das erste Straßenfest in Wien organisiert haben, die in der
Lenaugasse das gemacht haben, die mit einem großen Plakat vorbei gekommen sind, die
uns Fotos mitgebracht haben, wie die Lenaugasse in den 90er Jahren ausgesehen hat und
wie sie damals eben aus (ihrer) Initiative her da was versucht haben zu machen...“17
Das beste Erlebnis war demnach die Verwirklichung des Ziels einer vermehrten Partizipa-
tion und Diskussion um die Stadt. In der Anfangsphase schilderten sie den NachbarInnen zuerst
ihr Vorhaben und teilten mit, dass sie sich bei Fragen oder Ideen bei ihnen melden können.
14 www.graetzloase.at/aktionen-2018.html [31.01.2019]
15 Interview mit Lukas Oberhuemer von wohnbau:consult, 26.07.2018.
16 Vgl. Mirjam Marits: Park statt Parken: Ärger und Freude mit den Straßengärten. In: Die Presse, 27.08.2017.
17 Interview mit Lukas Oberhuemer von wohnbau:consult, 26.07.2018.
>mcs_lab>
Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
- Titel
- >mcs_lab>
- Untertitel
- Mobile Culture Studies
- Band
- 1/2020
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 108
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal