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Mobile Culture Studies The Journal
Mobile Culture Studies - The Journal, Band 1/2015
Seite - 58 -
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58 Mobile Culture Studies. The Journal 1 2015 Ursula Feldkamp | Seereiseerfahrungen in zwei Bordtagebüchern des 19. Jahrhunderts Seereisen über den Atlantik fanden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit Segelschiffen statt und stellten ein großes Wagnis dar, das die meisten Menschen nicht ohne triftigen Grund auf sich nahmen. Die Kenntnisse zur Meteorologie waren noch gering und die Ausrüstung der hölzernen, völlig gebauten Segelschiffe war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ungenügend. Überdies konnte eine Windstille das Schiff leicht für einige Zeit gefangen halten, und starke vorherrschende Westwinde und Stürme verlangsamten die Reise und konnten das Schiff schei- tern lassen. Kein Kapitän war in der Lage, eine realistische Dauer einer Segelreise über den Ozean vorauszusagen. für frauen bedeutete es im 19. Jahrhundert zumeist eine biografische und räumliche Zäsur, wenn sie eine Reise über den Atlantik antreten mussten. Ausnahmen sind manche frauen von Kaufleuten mit Niederlassungen in Amerika, die schon in der ersten hälfte des 19. Jahrhunderts den Atlantik mehrmals überquerten. Doch gewöhnlich verließen sie ihre Eltern, Geschwister und ihre gewohnte Umgebung für einen Neuanfang in der fremde. Entweder folgten sie einem Verlobten, der dort eine neue Existenz vorbereitet hatte oder sie emigrierten aus Not mit Ange- hörigen; manche frauen mussten auch nach dem Verlust ihres Versorgers allein eine Seereise wagen, weil sie in Deutschland keine Existenzbasis mehr hatten. frauen, die das „heiratsfä- hige Alter“ überschritten hatten, und alte Menschen reisten als Anhang von Angehörigen oder freunden in die fremde, ohne die Aussicht auf eine eigene Perspektive. Sie mussten sich in einen neuen Kulturkreis einfügen, erlernten eine neue Sprache und verließen ihre heimat für immer. Doch blieben sie häufig abhängig von männlichen Angehörigen. Die Männer hingegen hofften auf eine neue Lebensperspektive, einen einträglichen Beruf und heirat. Auch junge Landarbeiterinnen, die zuvor in bäuerlichen Betrieben im Gesinde oder als heuerleute unter quasi feudalistischen Bedingungen gearbeitet hatten, strebten ein Auskommen durch Arbeit und eine heirat an. Im Bewusstsein der Gefahren auf See und in banger Erwartung ihrer neuen Lebenswelt in der fremde empfanden die Menschen ihre See- reise als die eigentliche Zäsur zwischen dem vergangenen und dem zukünftigen Leben. Erst auf See hatten sie Zeit, sich die Tragweite ihrer Entscheidungen, die sie auf das Schiff geführt hatten, zu vergegenwärtigen. Dies spiegeln zwei Bordtagebücher aus dem 19. Jahrhundert wider, die hier vorgestellt wer- den. Es handelt sich zum einen um die Aufzeichnungen der allein reisenden Juristentochter caroline von Aschen über ihre Reise von Bremen nach Baltimore auf der Bark „Batavia“ im Jahre 1801 und ihre Rückreise 1802, zum anderen um das im Wechsel verfasste Bordtagebuch der Geschwister charlotte und Ludwig Schreiber aus Quakenbrück über ihre Auswanderung von Bremerhaven nach Baltimore 1852 auf dem Bremer Vollschiff „Goethe“. Dabei soll bei- spielhaft gezeigt werden, wie diese Menschen die Phase des Übergangs auf See erlebten, welche Ängste die Autoren ansprechen und welche Zukunftsperspektiven sie für sich sahen. Zugleich sollen die Strategien beleuchtet werden, die ihnen halfen, ihre Panik in Gefahr, ihr heimweh, ihre Einsamkeit und ihre Zukunftsangst zu bewältigen. Die Tagebücher schildern Seereisen in zwei verschiedenen wirtschaftlichen Entwicklungs- stufen der Passagierschifffahrt. Während das Bordtagebuch der caroline von Aschen noch die Verhältnisse der napoleonischen Ära wiedergibt, schildern die Geschwister Schreiber eine typische Auswandererreise nach Amerika in der Blütezeit des Bremer Auswanderergeschäfts mit Segelschiffen der 1850er Jahre. Beide Brieftagebücher wurden von den Reisenden nach
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Mobile Culture Studies The Journal, Band 1/2015
Titel
Mobile Culture Studies
Untertitel
The Journal
Band
1/2015
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Ort
Graz
Datum
2015
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
216
Kategorien
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