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62 Mobile Culture Studies. The Journal 1 2015
Ursula Feldkamp | Seereiseerfahrungen in zwei Bordtagebüchern des 19. Jahrhunderts
Die Zeilen zeigen, dass der Vorschlag für ihre Reise nach Baltimore von außen an sie heran-
getragen wurde und dass sie ihr „Wort“ gab. Ob damit die Reise oder eine heiratsverabredung
gemeint ist, erschließt sich nicht. Der Eintrag verdeutlicht das Los einer alleinstehenden frau in
der damaligen Zeit, die ein fremdbestimmtes Leben führen musste, ohne einen eigenen hand-
lungsspielraum, einen Anspruch auf Erwerbstätigkeit, die Nähe geliebter Menschen oder Glück
zu haben. Die biografische Zäsur in ihrem Leben war der Tod des Vaters. Ihr Schicksal lag von
da an in fremden händen, was caroline als Entwurzelung erlebte. Ihr Bordtagebuch spiegelt
vor allem ihre Trauer und Depression wider, die sie darüber empfand, mit dem Vertrauten bre-
chen zu müssen. Es beschreibt damit nicht einen Übergang in eine neue Lebenswelt, sondern
beschäftigt sich fast ausschließlich mit dem Erinnern an das frühere Leben. Von räumlicher
Zäsur kann man angesichts ihrer Rückkehr nach Bremen nicht sprechen.
Während der Reise und ihres Aufenthalts in Baltimore band sie sich kaum an Menschen,
sondern suchte stets die Einsamkeit, um in imaginärer Kommunikation mit ihren Schwestern
zu schwelgen. Diese introvertierte haltung der Autorin erschwert die kontextuelle Erschlie-
ßung des Textes ebenso wie Briefe, die sie neben dem Tagebuch schrieb. Diese brechen die
Kontinuität der Schilderungen.
Abb 2. Doppelseite aus dem Tagebuch von Aschen
Mobile Culture Studies
The Journal, Band 1/2015
- Titel
- Mobile Culture Studies
- Untertitel
- The Journal
- Band
- 1/2015
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 216
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal