Seite - 89 - in Mobile Culture Studies - The Journal, Band 1/2015

Mobile Culture Studies. The Journal 1 2o15 Sabine August | Schweizer auf dem Weg nach Amerika 89 Reisevorbereitungen War die Entscheidung gefallen, mussten weitere große hürden überwunden werden. Zum Aus- reisen brauchte es eine Auswanderungsbewilligung oder einen Pass bzw. einen heimatschein sowie Reisegeld. Sehr arme Auswanderungswillige fragten finanzielle Unterstützung bei den schweizerischen Gemeinden und Behörden nach und bekamen diese bei guten Gründen in der Regel bewilligt. Aber meist ging die Bewilligung mit der Abtretung der Bürgerrechte einher. Zum Beispiel hatten die aus dem Appenzellerland Ausgewanderten alle neun Jahre um die Erneuerung ihrer Landrechte anzuhalten. Die mitgenommenen Kapitalien unterlagen einem bis zu zehnprozentigen Abzug. Auch war es bis ins 19. Jahrhundert hinein üblich, Vermögens- werte von Wegziehenden vormundschaftlicher Verwaltung zu unterstellen wegen eventueller forderungen Dritter, Erbansprüchen oder zur Verhütung kommunaler fürsorgeverpflichtun- gen an verarmte Rückwanderer. (Witschi 1994: 78) Gemeinden, die durch die Armen bzw. die Armenunterstützung besonders belastet waren, ermunterten ihre Unterstützungsbedürftigen sogar zur Auswanderung und bewilligten dafür Gelder. Zur besseren Vorbereitung der Auswanderung gab es bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Ratgeber und Länderbeschreibungen. Auswanderungszeitschriften wie „Der Kolonist. Organ zum Schutze, Beistand und Belehrung schweizerischer Auswanderer“ oder später „Organ für die schweizerische Auswanderung“ wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts wöchentlich pub- liziert, um die Auswanderungswilligen vor dubiosen Agenten und Betrügern zu warnen. Sie Abb. 2. „Der Kolonist“ (Lichtensteig): Deckblatt der ersten Ausgabe des vierten Jahrgangs 1854